Frankfurt a.M. (epd). Der Klimaforscher Mojib Latif befürchtet, dass die Erderwärmung nicht mehr auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden kann. Für eine kurzfristige Begrenzung des Temperaturanstiegs auf diesen Wert wäre bis 2030 eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 43 Prozent nötig, sagte der Wissenschaftler vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel am Dienstag im Deutschlandfunk. Dieses Ziel sei jedoch nicht in Sicht. Sollte die Temperatur um zwei Grad steigen, werde es wirklich gefährlich.
Es sei zu befürchten, dass der Klimaschutz angesichts der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges von der Prioritätenliste verschwinde, sagte Latif und forderte die Bundesregierung auf, beim Klimaschutz voranzugehen. Auch die ökonomische Zukunft der Bundesrepublik stehe auf dem Spiel. Deutschland habe anders als andere Staaten alle Möglichkeiten, die ambitionierten Klimaschutzziele zu erreichen.
Der Weltklimarat (IPCC) hatte die internationale Gemeinschaft am Montag zu einem entschlossenen Kurswechsel beim Energieverbrauch aufgerufen. Ohne eine sofortige und starke Verringerung des Ausstoßes der klimaschädlichen Treibhausgase sei die nötige Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Zeit nicht zu schaffen.
Der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Dirk Messner, forderte eine vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien. „Der neue, dritte Teil des Weltklimaberichtes des IPCC zeigt noch deutlicher als in der Vergangenheit, dass wir uns global immer noch auf einem völlig falschen Weg befinden“, sagte Messner dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Dienstag). „Die absoluten Treibhausgasemissionen steigen von Jahr zu Jahr auf neue Höchststände, wenn auch nicht mehr ganz so schnell wie in der vorletzten Dekade.“
Der Bericht zeige aber auch, dass die Menschheit technisch und wirtschaftlich immer noch Optionen in der Hand halte, um die globale Erhitzung langfristig auf 1,5 Grad oder jedenfalls deutlich unter 2 Grad zu begrenzen. „Dafür sind zwar immense Änderungen der globalen Infrastruktur-Investitionen notwendig, diese sind aber möglich“, betonte Messner. „Das Klima zu retten ist dabei deutlich günstiger, als es nicht zu tun.“