Migrationsxpertin rät zu Treffen verschiedener Flüchtlingsgruppen

Migrationsxpertin rät zu Treffen verschiedener Flüchtlingsgruppen
05.04.2022
epd
epd-Gespräch: Martina Schwager

Osnabrück (epd). Die Osnabrücker Migrationsexpertin Helen Schwenken empfiehlt angesichts der vielen privaten Wohnraumanbieter für Geflüchtete aus der Ukraine die Einrichtung von unabhängigen Anlaufstellen. Beide Seiten müssten die Möglichkeit haben, sich bei Problemen an diese Stellen zu wenden, sagte Schwenken dem Evangelischen Pressedienst (epd). Würden Geflüchtete bei völlig fremden Privatpersonen auf engem Raum untergebracht, könne es zu Problemen kommen, etwa einer Bevormundung der Gäste. Für private Unterkünfte sollten klar kommunizierte Regeln gelten.

Die Leiterin des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück schlug zudem vor, dass Geflüchtete aus der Ukraine sich etwa mit Bürgerkriegsflüchtlingen aus Syrien austauschen. Damit könne Konflikten vorgebeugt werden. „Beide Gruppen sollten die Situation der jeweils anderen kennenlernen.“ Menschen, die 2015/16 nach Deutschland geflüchtet waren, hatten vereinzelt geäußert, sie fühlten sich wie Migranten zweiter Klasse, da Ukrainerinnen und Ukrainer sich auch ohne Asylantrag legal in Deutschland aufhalten dürfen. Schwenken betonte, auch die aus der Ukraine geflüchteten Frauen und Kinder lebten in großer Unsicherheit, weil ihre Väter und Partner das Land nicht verlassen dürften.

Die Ukraine-Flüchtlinge würden deshalb noch längere Zeit psychologische Unterstützung benötigen, sagte die Soziologin. Die Schäden in ihren Heimatregionen und die Schicksale ihrer Angehörigen würden erst im Laufe der Zeit offenbar. Zudem komme es oftmals erst mit einigem zeitlichen Abstand von den traumatisierenden Ereignissen zu einem emotionalen Zusammenbruch.

Schwenken lobte das breite Engagement der Menschen in Deutschland. So nähmen etwa Schulen und viele Eltern erhebliche Zusatzanstrengungen in Kauf, um die Geflüchteten bestmöglich aufzunehmen und zu unterstützen. Auch in Sprachkursen für Erwachsene unterrichteten wie schon in den Jahren 2015 und 2016 zahlreiche pensionierte Lehrerinnen und Lehrer und andere Ehrenamtliche.