Berlin (epd). Die katholische Friedensbewegung Pax Christi hat eine unabhängige Bilanz des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr gefordert. Spätestens nach dem „desaströsen Abzug aus Afghanistan im Sommer 2021“ seien Parlament und Zivilgesellschaft herausgefordert, den Krieg in Afghanistan auszuwerten und daraus Lehren für laufende und künftige Politik und für Mandate der Bundeswehr zu ziehen, erklärte der Pax-Christi-Bundesvorstand am Montag in Berlin.
Der Krieg der Nato in Afghanistan habe Hunderttausende Menschen das Leben gekostet, Millionen in die Flucht getrieben und hinterlasse ein wirtschaftlich und gesellschaftlich am Boden liegendes Land, in dem nahezu die Hälfte der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen ist, hieß es weiter. Mit den Mitteln für die finanziellen Kosten des Afghanistan-Krieges in Milliardenhöhe hätten notwendige Infrastrukturen und auch zivilgesellschaftliche Strukturen zum Schutz der Bevölkerung gegen Terrormilizen dort wie in vielen Entwicklungsländern aufgebaut werden können, fügte Pax Christi hinzu.
Pax Christi fordert, dass eine Aufarbeitung nicht allein aus Sicht der Militärs geschehen dürfe, sondern dass die Fachöffentlichkeit hinzuziehen sei, die sich seit Jahrzehnten mit ziviler Konfliktbearbeitung und Krisenprävention beschäftigt. Dies könne nur eine unabhängige Evaluation gewährleisten, „die nicht von den Parteien bestimmt wird, die 20 Jahre lang die Entscheidungen getroffen haben und das Desaster zu verantworten haben, dem sich Afghanistan jetzt gegenübersieht.“
Pax Christi entstand in Frankreich vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges und wirkt heute als internationale Friedensbewegung in allen Kontinenten.