Berlin (epd). Gut zwei Jahre nach dem Beginn der Corona-Pandemie hat der Deutsche Ethikrat Kriterien für den Umgang mit der aktuell noch nicht ausgestandenen und möglichen künftigen Krisen vorgelegt. In einer Krise von weltgeschichtlichem Ausmaß seien Fehler und Fehlentscheidungen unvermeidlich, heißt es in dem am Montag in Berlin vorgelegten Papier. Daher müsse eine nachhaltige Strategie auch auf einer kritischen Analyse systemischer Mängel, dysfunktionaler Funktionsformen und ungeeigneter Verfahren aufbauen, erklärte Ethikrats-Mitglied Sigrid Graumann, die Sprecherin der zuständigen Arbeitsgruppe ist.
In dem rund 160-seitigen Papier nehmen die Expertinnen und Experten rückblickend die Schutzmaßnahmen unter die Lupe und analysieren diese hinsichtlich ihrer Ausgewogenheit und Gerechtigkeit gegenüber verschiedenen Gruppen. Sie stellen zwar fest, dass besonders verletzliche Gruppen besonders geschützt werden müssten. Ihnen dürfe gleichzeitig aber nicht ein Minimum an sozialen Kontakten etwa in Pflegeeinrichtungen verwehrt werden. Das betreffe den Kern der Grund- und Menschenrechte. Ebenso verwiesen sie auf das Recht von Kindern und Jugendlichen auf Bildung und soziale Teilhabe. Auch sie seien verletzlich.
„Maßnahmen gegen die Pandemie müssen demokratisch legitimiert, ethisch gut begründet und zugleich gesellschaftliche akzeptabel sein“, sagte die Ethikratsvorsitzende Alena Buyx. Die Empfehlungen sollen nach ihren Worten dazu beitragen, dass das künftig besser gelingen kann.