Melnyk bekräftigt Kritik an Steinmeiers Solidaritätskonzert

Melnyk bekräftigt Kritik an Steinmeiers Solidaritätskonzert

Berlin (epd). Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat seine Kritik an einem Solidaritätskonzert von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für sein Land bekräftigt. „Für Steinmeier war und bleibt das Verhältnis zu Russland etwas Fundamentales, ja Heiliges, egal was geschieht, auch der Angriffskrieg spielt da keine große Rolle“, sagte Melnyk dem Berliner „Tagesspiegel“ (Sonntag). „Das Konzert war aus meiner Sicht ein klares Signal Richtung Moskau, vielleicht sogar, um Putin zu zeigen: Ich halte hier die Stellung“, sagte Melnyk mit Blick auf die von ihm boykottierte Solidaritätsveranstaltung vom vorangegangenen Sonntag im Schloss Bellevue. Bei dem Konzert sollten auch russische Musiker auftreten.

Aus der Sicht des russischen Präsidenten Wladimir Putin gebe es kein ukrainisches Volk, keine Sprache, keine Kultur, und daher auch keinen Staat, sagte Melnyk. „Steinmeier scheint den Gedanken zu teilen, dass die Ukrainer eigentlich kein Subjekt sind.“ Deutschland habe weiter viele Eigeninteressen in Bezug auf Russland, etwa die Abhängigkeit von Gas, Öl und Kohle, so der ukrainische Botschafter. Schuld daran sei auch Steinmeiers Handeln als Kanzleramtschef und später als Außenminister. Er habe „seit Jahrzehnten ein Spinnennetz der Kontakte mit Russland geknüpft“, betonte Melnyk.

Bereits in den mehrjährigen Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine hätten die Deutschen dem Botschafter zufolge versucht, vor allem der Ukraine Zugeständnisse abzuringen: „Mein Präsident Selenskyj hat einmal gesagt: Wir werden wie Pferde in der Manege herumgeführt.“