Bayreuth (epd). Die nach dem früheren evangelischen Landesbischof benannte Hans-Meiser-Straße in der Bayreuther Altstadt soll bald in Dietrich-Bonhoeffer Straße umbenannt werden. Der Stadtrat gab in seiner Sitzung am Mittwoch mit knapper Mehrheit von 21 zu 19 Stimmen einem Antrag der Grünen statt. Die Entscheidung war mehrfach verschoben wurde.
Der Bayreuther Stadtrat und Historiker Christoph Rabenstein sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), neue Forschungen hätten seiner Meinung nach die Notwendigkeit einer Umbenennung untermauert. Dem ehemaligen evangelischen Landesbischof Hans Meiser (1881-1956) wird neben seinen antisemitischen Äußerungen vorgeworfen, sich weder während des Krieges noch nach 1945 schützend vor jüdische Mitbürger gestellt zu haben.
Die Münchner Historikerin Nora Andrea Schulze kam indes in ihrer aktuellen Dissertation über Meiser zu einem milderen Urteil als manche Historiker und Theologen vor ihr: Meiser als „bekennenden Antisemit“ einzustufen halte sie „in dieser Form für verfehlt“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Der Bayreuther Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU), der sich gegen eine Umbenennung ausgesprochen hatte, gab zu bedenken, dass man aus heutiger Sicht sicher keine Straße mehr nach dem ehemaligen Landesbischof benennen würde. Eine Umbenennung komme für ihn aber nicht infrage, er sprach sich für eine „Erinnerungskultur anstatt Auslöschungskultur“ aus.
2007 hatten Nürnberg und München ihre Meiser-Straßen per Stadtratsbeschluss umbenannt. Als Grund wurden unter anderem seine antisemitischen Äußerungen in einem Artikel von 1926 ins Feld geführt. Weiden (2009), Bayreuth (2010) und Ansbach (2006 und 2013) lehnten eine Umbenennung ab. Pullach bei München wird voraussichtlich im Juni entscheiden.