EU will Nachhaltigkeit in der Mode zum Normalfall machen

EU will Nachhaltigkeit in der Mode zum Normalfall machen
Plan für mehr Umweltfreundlichkeit betrifft viele weitere Produkte
Mischt sich die EU nun auch in die Kleidungsmode ein? Ja, aber wenn die Brüsseler Kommission eine Abkehr von deren "Schnelllebigkeit" fordert, hat das weniger mit Ästhetik als mit der Umwelt zu tun.

Brüssel (epd). Hemd und Hose länger tragen können, und wenn sie dann aus dem Kleiderschrank fliegen, werden sie recycelt: Nachhaltigkeit soll in der Mode nach dem Willen der EU-Kommission der Normalfall werden. Kleidung und andere Stoffe müssten länger halten, zu einem Gutteil aus recycelten Fasern bestehen, keine schädlichen Substanzen enthalten und ohne Beeinträchtigung der Umwelt hergestellt werden, erklärte die Behörde am Mittwoch in Brüssel.

Pro Person und Jahr würden in Europa elf Kilogramm Textilien weggeworfen, machte die Kommission geltend. Weltweit werde sogar pro Sekunde eine Lkw-Ladung Textilien auf Halden gelagert oder verbrannt.

Um dem abzuhelfen, sieht die Kommission Mindestwerte zur Verwendung von Recyclingfasern in Textilien vor. Diese müssten auch selbst leichter wiederverwendet werden können. Das Vernichten unverkaufter Ware würde in bestimmten Fällen verboten. Zudem will die Kommission die Freisetzung von Mikroplastik aus Textilien bekämpfen. Dies könnte neben Vorschriften für die Waren selbst ihre Herstellung und die Vorwäsche in Fabriken betreffen.

Die Textilien-Maßnahmen gehören zu einem Paket für Nachhaltigkeit, das die Kommission vorstellte. Es enthält sowohl direkt umsetzbare Maßnahmen wie auch Gesetzesvorschläge, über die das Europaparlament und die Mitgliedstaaten beraten müssen.

Die Kommission will über Textilien hinaus damit so gut wie alle physischen Waren in der EU reglementieren können. Ausnahmen sind etwa für Lebensmittel und Arznei vorgesehen. Allerdings will die Behörde schrittweise vorgehen. Zunächst hat sie unter anderem Möbel, Matratzen sowie Eisen und Aluminium im Visier.

Für jedes Produkt würden einzelne Vorschriften festgelegt. Diese zielten darauf ab, die Waren „dauerhafter, zuverlässiger, wiederverwendbar, nachrüstbar, reparierbar, leichter zu erhalten und wiederaufzubereiten sowie energie- und ressourceneffizienter zu machen“. Aufgebaut würde dabei auf dem sogenannten Ökodesign. In diesem Rahmen hat die EU bereits Vorschriften zum Energieverbrauch erlassen - von der Glühbirne bis zur Waschmaschine.

Der europäische Verbraucherschutzverband BEUC begrüßte die Vorschläge als Meilenstein hin zu grünerer Produktion und grünerem Konsum. „Das Paket der Kommission ist umfassend und ehrgeizig.“ Die Grünen-Europaabgeordnete Anna Cavazzini lobte einen „Durchbruch auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft und somit zum klimaneutralen Kontinent und zu einer weniger starken Abhängigkeit von Rohstoffimporten“.

Die CDU-Parlamentarierin Hildegard Bentele erklärte, die erstrebte Verbesserung von Wiederverwendung, Reparaturfähigkeit und Recycling dürfe wichtige Anforderungen an die Waren wie Sicherheit, Leistungsfähigkeit und Bezahlbarkeit nicht in den Hintergrund drängen. Der Entwurf sei „ein guter Aufschlag“, den das Europaparlament aber sicher noch ändern werde.