Bremerhaven (epd). Im Umgang mit den Gefahren durch Extremwetterereignisse wie Hochwasser, Starkregen, Dürren und Sturmfluten ist nach Auffassung von Experten mehr Konsequenz sowohl der Politik wie auch vom einzelnen Bürger gefordert. Überflutungen wie im vergangenen Jahr im südwestlichen Ahrtal hätten für Deutschland „eine neue Realität“ deutlich gemacht, sagte die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, Antje Boetius, am Montag zu Beginn eines zweitägigen nationalen Fachforums in Bremerhaven zu Wasserextremen. Es gehe nicht mehr nur um überflutete Keller, sondern „um Leben“.
„Das hat sich so nah angefühlt“, blickte die Wissenschaftlerin zurück, die durch Bebauung und Erderwärmung wichtige Gründe für die Katastrophe in menschengemachten Ursachen sieht. Benni Thiebes vom Deutschen Komitee für Katastrophenvorsorge ergänzte, Hochwasser- und Starkregenereignisse könnten mittlerweile überall auftreten. Das Fachforum wird vom Klimahaus in Bremerhaven organisiert.
Boetius kritisierte mit Blick auf notwendige Ausgaben in Anpassungsstrategien etwa bei der Bebauung flussnaher Bereiche oder der Veränderung von Kanalsystemen, die Politik denke in dieser Hinsicht noch zu sehr in Legislaturperioden. Es müsse klar sein, dass derartige Investitionen für Kinder und Kindeskinder notwendig seien. „Der Klimawandel braucht am Ende gesamtpolitische Lösungen mit klaren Ansagen.“ Aber auch der einzelne Bürger müsse mitgenommen werden.
Ein Projekt, das in dieser Richtung wirken solle, seien „Klimafit“-Kurse in Zusammenarbeit mit Partnern wie den Volkshochschulen in Deutschland, sagte Klaus Grosfeld vom Forschungsverbund Regionale Klimaänderungen und Mensch (REKLIM). Sie sollten verdeutlichen, dass der Klimaschutz eine Gemeinschaftsaufgabe sei, die vor der eigenen Haustür beginne, etwa durch mehr Radfahren und mehr vegetarische Ernährung.
Der Schutz vor Überflutungen sei für viele Regionen in Deutschland und Europa eine Schicksalsfrage, hieß es aus dem Forschungsverbund. Durch häufiger auftretenden Starkregen steige die Gefahr schwerer Überschwemmungen. Die Hochwasserschäden ließen sich durch ein Bündel an Maßnahmen verringern. Dazu zählten eine computerunterstützte Frühwarnung, eine Anpassung der Gebäude und auch die Aufklärung der Bevölkerung über die Hochwassergefahr und den Selbstschutz. Die Warnung vor Risiken und das Risikobewusstsein müssten verbessert werden, bekräftigte Thiebes.