München (epd). Scharfe Kritik an Kardinal Gerhard Ludwig Müller haben rund 500 Katholiken in einem Offenen Brief an Papst Franziskus geäußert. „Wir halten es für nicht vertretbar, dass eine Person, die Verschwörungsmythen verbreitet und sich antisemitischer Chiffren bedient, als Richter am Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur amtiert und als Mitglied des Kardinalskollegiums zum Kreis der potentiellen Papstwähler zählt“, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Schreiben. Der von den Reformbewegungen „Maria 2.0“ und „Wir sind Kirche“ initiierte Offene Brief sei über den Apostolischen Nuntius in Berlin an den Papst und die zuständigen Stellen im Vatikan versandt worden.
Papst Franziskus solle dem „unverantwortlichen Treiben“ von Kardinal Müller „Einhalt gebieten“, hieß es weiter. Müller, emeritierter Bischof von Regensburg und ehemaliger Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, habe bereits im Dezember 2021 mehrfach durch Äußerungen Aufsehen erregt, die „sowohl in der Öffentlichkeit als auch von Fachleuten als Verschwörungsmythen und tendenziell antisemitisch wahrgenommen wurden“.
Auf massive Kritik habe der Kardinal seine Äußerungen keineswegs korrigiert oder gar zurückgenommen, sondern sie noch bekräftigt und zum Teil sogar verschärft, hieß es weiter: „Von einem Kardinal ist zu erwarten, sich an seriösen wissenschaftlichen Fakten zu orientieren und alles zu tun, um Spaltungen in Gesellschaft und Kirche zu vermeiden. Doch Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat mit seinen Aussagen der katholischen Kirche erneut schweren Schaden zugefügt.“
Zudem habe sich Müller abschätzig zum Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland geäußert. Der Offene Brief an Papst Franziskus sei von annähernd 500 kirchlich aktiven Katholikinnen und Katholiken in Deutschland unterschrieben worden, teilte „Wir sind Kirche“ weiter mit.