Treibhausgasausstoß nimmt in Deutschland wieder zu

Treibhausgasausstoß nimmt in Deutschland wieder zu
2020 hat Deutschland seine Klimaziele erreicht - vor allem wegen der Lockdowns zu Beginn der Corona-Pandemie. Ein Jahr später sieht es schon ganz anders aus: Der Treibhausgasausstoß steigt deutlich, obwohl er eigentlich sinken müsste.

Berlin (epd). Nach einem Rückgang im ersten Corona-Jahr 2020 ist der Treibhausgasausstoß in Deutschland 2021 um 4,5 Prozent gestiegen. Wie aus am Dienstag in Berlin vorgestellten Berechnungen des Umweltbundesamtes hervorgeht, sanken die CO2-Emissionen im vergangenen Jahr gegenüber 1990 um 38,7 Prozent. Im Jahr zuvor waren es wegen der weitgehenden Corona-Beschränkungen noch 41,3 Prozent. Die Bereiche Verkehr und Gebäude haben demnach die im Klimaschutzgesetz festgelegten Sektorenziele nicht erreicht. Im Gebäudesektor wurden sie schon zum zweiten Mal verfehlt. Bis 2030 muss Deutschland den Treibhausgas-Ausstoß um 65 Prozent senken.

Im Verkehr lagen die Treibhausgasemissionen 1,2 Prozent über dem Wert von 2020, unter anderem weil der Güterverkehr auf den Autobahnen zugenommen hat. Im Privaten habe sich wiederum in der Corona-Pandemie das Fahrverhalten der Menschen verändert: Der Pkw-Verkehr sei weiterhin niedriger als noch 2019. Im Gebäudebereich seien die Emissionen zwar um 3,3 Prozent zurückgegangen, weil weniger Heizöl gekauft worden sei. Die günstigen Preise im Jahr zuvor hätten zur Aufstockung der Lager geführt. Dennoch sei der Rückgang der Emissionen nicht genug gewesen, um das Sektorenziel zu erreichen.

Zugleich war den Angaben zufolge 2021 ein schlechtes Windjahr, weswegen weniger Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werden konnte (minus sieben Prozent). Der Ausbau von Windenergieanlagen an Land habe zudem in den vergangenen Jahren stagniert. Daher sei der erneuerbare Anteil am Bruttostromverbrauch von 45,2 Prozent 2020 auf 41,1 Prozent gesunken.

Der Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Patrick Graichen, verwies auf den von der Regierung geplanten beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien und betonte, dass dreimal so viel wie bisher installiert werden müsse. Der Krieg in der Ukraine verstärkt seiner Einschätzung nach die Notwendigkeit, unabhängiger von russischen Kohle-, Öl- und Gasimporten zu werden. Daher gelte es nun, „jeden Stolperstein auf dem Weg zu mehr Wind- und Sonnenkraft zügig aus dem Weg zu räumen“ und dabei die soziale Balance zu wahren.

Umweltbundesamtspräsident Dirk Messner sagte, um die deutschen Klimaziele bis 2030 zu erreichen, müssten nun pro Jahr sechs Prozent Emissionen gemindert werden. „Seit 2010 waren es im Schnitt nicht einmal zwei Prozent.“ Er fügte hinzu, jede und jeder einzelne könne etwas tun, was auch dem Klima helfe: „etwas weniger heizen, das Auto öfter mal stehen lassen oder, wenn es doch notwendig ist, langsamer fahren“. Messner warnte mit Blick auf den Ukraine-Krieg davor, beim Klimaschutz als der großen Herausforderung dieser Dekade nachzulassen, weil es vermeintlich Wichtigeres zu tun gebe.

Die aktuellen Emissionsdaten werden nun vom Expertenrat für Klimafragen geprüft, der innerhalb eines Monats dazu eine Bewertung abgibt. Danach haben die für den Verkehr und für den Bausektor zuständige Ministerien laut Gesetz drei Monate Zeit, Sofortprogramme vorzulegen, um wieder auf den im Klimaschutzgesetz vorgesehenen Zielpfad zurückzukehren. Laut Wirtschaftsministerium wird das geplante Klimaschutz-Sofortprogramm der Regierung, das die Energiewende beschleunigen soll, die Anforderungen „so weit wie möglich erfüllen“.