Osnabrück, Berlin (epd). Der Migrationsexperte Gerald Knaus fordert eine Verteilung der ukrainischen Flüchtlinge in ganz Europa. Es müsse sofort eine Liste geben, wie viele Menschen wo aufgenommen werden können, sagte der Vorsitzende des Thinktanks Europäische Stabilitätsinitiative (ESI) in Berlin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag). Dann könnten Reiseunternehmen, Fluglinien oder das Militär die Aufgabe des Transports übernehmen: „Dabei müssen wir hier in den Dimensionen der Berliner Luftbrücke von 1948 denken - und dies als Geschichte weitererzählen, die das Beste in uns hervorbringt. Denn Empathie ist eine Ressource, die durch das Erzählen von Geschichten wächst. Mit der richtigen Organisation kann sie Berge versetzen.“
Knaus sieht die Welt durch den Ukraine-Krieg vor der größten Flüchtlingskatastrophe seit 1945. „Die letzte vergleichbare Fluchtbewegung waren die zehn Millionen Menschen, die 1971 bei der Gründung von Bangladesch nach Indien geflohen sind.“ Grund dafür sei die brutale Art der Kriegsführung, die die Armee des russischen Präsidenten Wladimir Putin auch bereits in Tschetschenien, Syrien und in der Ostukraine betrieben habe: „Er lässt Städte belagern und Infrastruktur zerstören. Das führt immer zu enorm hohen Zahlen von Vertriebenen, weil es so brutal ist.“
In Tschetschenien mit 1,4 Millionen Einwohnern habe Putins Krieg im Jahr 2000 ein Viertel der Bevölkerung innerhalb weniger Monate vertrieben, sagte Knaus: „Wenn man das auf die Ukrainer anwendet, dann wären das zehn Millionen ukrainische Flüchtlinge. Diese werden in andere Länder Europas kommen.“