München (epd). Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warnt vor Menschen, die die Not geflüchteter Frauen aus der Ukraine ausnutzen wollen. Es müsse genau geschaut werden, dass nicht jemand privat eine Unterkunft zur Verfügung stellt, um auf diese Weise eine Frau unter seine Gewalt zu bringen, sagte er am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Da müssten auch die Kommunen, die solchen Wohnraum organisieren, wachsam sein.
Solche Fälle kämen klassischerweise im Umfeld von Bahnhöfen vor, sagte Herrmann weiter. Aktuell seien ihm in Bayern noch keine Fälle bekannt. „Aber wir müssen schon wachsam sein, weil es diese Versuchungen gibt.“ Die Polizei sei für das Thema sensibilisiert. Zugleich warnte Herrmann davor, ehrenamtliche Helfer unter Generalverdacht zu stellen. Dafür gebe es keinen Anlass. Der Großteil wolle den Geflüchteten einfach nur helfen.
Die Fachberatungsstelle „Jadwiga“, die Opfern von Menschenhandel und Zwangsprostitution hilft, zeigte sich angesichts der aktuellen Situation besorgt. Anders als 2015 kämen derzeit vorwiegend Frauen mit Kindern in Deutschland an. Um sie vor einer möglichen Ausbeutung zu warnen, werde man in den nächsten Tagen an Bahnhöfen, in Beratungsstellen und in Unterkünften einen Flyer auf Ukrainisch, Englisch und Deutsch verbreiten, sagte Jadwiga-Leiterin Monika Cissek-Evans dem epd: „Die Frauen müssen auf ihren Pass und ihr Telefon aufpassen, Namen und Adresse von Gastgebern notieren und auch Frauen nicht blind vertrauen - Menschenhändler sind nicht nur Männer.“
Cissek-Evans forderte auch, dass zum Schutz der Frauen bei der Vermittlung von Privatunterkünften eine Registrierung von Gastgeber und Gast erfolgen müsse. In staatlichen Unterkünften müsse alleinreisenden Frauen ebenfalls mehr Schutz geboten werden, beispielsweise durch separate Räume. Innenminister Herrmann sagte, dass bestimmte Unterkünfte nur für Frauen reserviert werden sollen, außerdem könnte es Sicherheitspersonal geben, wenn Frauen bedroht würden.