Staatssekretärin: Kinder und Jugendliche in Pandemie vernachlässigt

Staatssekretärin: Kinder und Jugendliche in Pandemie vernachlässigt

Gütersloh (epd). Im Umgang mit der Corona-Pandemie sind nach Worten der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, Ekin Deligöz (Grüne), Kinder und Jugendliche vernachlässigt worden. Die Gesellschaft habe sich vor allem mit der verletzlichen älteren Generation solidarisiert, sagte Deligöz bei einer Online-Veranstaltung am Mittwochabend in Gütersloh. Das Gefühl der Vereinzelung habe bei der Jugend starke seelische und körperliche Belastungen hervorgerufen.

Das Coronavirus sei als „vorübergehende Sache“ eingeschätzt worden, das jungen Menschen kaum schade, kritisierte die Staatssekretärin. Zwar sei die Isolierung als vorbeugende Maßnahme richtig gewesen, allerdings hätten sich daraufhin viele Kinder und Jugendliche einsam gefühlt. „Und sie haben gemerkt, dass die eindimensionale Welt der Bildschirme nicht alles ist“, sagte Deligöz. Dieser Fehler dürfe sich nicht wiederholen, sagte sie auf der Online-Veranstaltung der Bertelsmann Stiftung.

Jugendliche hätten sich nicht wahrgenommen gefühlt, beklagte Deligöz, die für eine Senkung des Wahlalters plädierte: „Wir sollten den jungen Menschen zuhören und ihnen eine politische Teilhabe ermöglichen.“ Zudem setze sich das Ministerium dafür sein, dass die Schulen und Kindergärten als soziale Orte der Kommunikation geöffnet blieben.

Auch die Jugendforscherin Sabine Andresen erklärte, dass Ängste und psychische Belastungen unter Jugendlichen nachweislich zugenommen hätten. Die Wissenschaftlerin an der Universität Frankfurt war Co-Autorin der dritten Studie „Jugend und Corona“, bei der 6.000 Jugendliche online befragt worden sind. Die Auswertung habe ergeben, dass die Sorgen um die persönliche Zukunft gestiegen seien.