Lübeck (epd). Der Komponist Johannes Brahms (1833-1897) und der israelische Dirigent Omer Meir Wellber stehen im Zentrum des diesjährigen Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF). Insgesamt sind vom 2. Juli bis 28. August 204 Konzerte, fünf Musikfeste auf dem Land und zwei Kindermusikfeste geplant, wie die SHMF-Stiftung am Freitag mitteilte. Die 123 Spielstätten befinden sich an 65 Orten in Schleswig-Holstein, Dänemark, Hamburg und im nördlichen Niedersachsen.
Mit Brahms schließt das SHMF seine seit 2014 laufende Komponisten-Retrospektive ab. Brahms war gebürtiger Hamburger, seine Eltern kamen aus Heide und Itzehoe. In mehr als 85 Konzerten präsentiert das Festival sein Werk. Zu erleben sind Brahms' große Sinfonien, Solokonzerte, die „Ungarischen Tänze“, aber auch unbekanntere Werke wie die erste Serenade, ein selten aufgeführtes Jugendwerk. Neben den Originalwerken stehen auch moderne Adaptionen seiner Musik im Fokus, wie es hieß.
Unter dem Titel „Inside Brahms“ findet eine Konzertreihe im ehemaligen Gängeviertel der Hamburger Neustadt statt, in dem Brahms aufwuchs. Der Wiener Klarinettist Matthias Schorn kuratiert sechs Konzerte, die einen Bogen spannen von den ärmlichen Verhältnissen in Brahms’ Kindheit, seinen ersten Konzerten in Bordellen und Tanzlokalen bis hin zu seinem späteren Ruhm als internationaler Komponist.
Den israelischen Dirigenten Wellber als Porträtkünstler in den Fokus zu nehmen, sei eine spontane Entscheidung gewesen, sagte Festivalintendant Christian Kuhnt. In seiner Vielseitigkeit sei der begabte Dirigent aber ideal dafür. Auf den SHMF-Bühnen tritt Wellber auch als Solist am Akkordeon, am Cembalo, am Flügel und in musikalischen Lesungen auf. Aktuell ist der 40-Jährige Chefdirigent der BBC Philharmonic und Erster Gastdirigent der Semperoper Dresden. Von September an übernimmt er die Leitung an der Volksoper in Wien.
Neben klassischen Musikern treten auch der Rapper Danger Dan, die Pop-Sänger Max Mutzke und Johannes Strate sowie Chanson-Sängerin Ute Lemper auf. Als besondere Festival-Highlights werden Konzerte der Poplegende Tom Jones und des amerikanischen Jazzsängers Gregory Porter gehandelt.
Mit dem Hindemith-Preis 2022 ehrt das SHMF in diesem Jahr die britische Komponistin Hannah Kendall. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Das Preisträgerkonzert findet am 22. August in Büdelsdorf bei Rendsburg statt. Den mit 10.000 Euro dotierten Leonard Bernstein Award erhält der 1992 in Edinburgh geborene Gitarrist Sean Shibe. Das Preisträgerkonzert ist für den 19. August in Lübeck geplant.
Erstmals gastiert das SHMF in der Fabrique im Gängeviertel und dem Nochtspeicher in Hamburg. In Kiel sind das Casino der Stadtwerke, die Gelehrtenschule und die Universitätskirche neu dabei. Und in Lübeck feiern die Carlebach-Synagoge und die St. Gertrud-Kirche ihre Premiere als SHMF-Spielstätten.