Düsseldorf (epd). Der nordrhein-westfälische SPD-Politiker Thomas Kutschaty hat eine stärkere staatliche Beteiligung an der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche gefordert. Die Verantwortlichen in der Kirche hätten es nicht geschafft, die Missbrauchsfälle in ihren Reihen so aufzuklären, wie es aus Sicht der Opfer und der Öffentlichkeit angemessen gewesen sei. „Sie sind ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden. Und deshalb muss der Staat im Sinne seines partnerschaftlichen Verhältnisses zur Kirche diese Verantwortung jetzt übernehmen“, schrieb Kutschaty in einem Gastbeitrag für die Düsseldorfer Rheinische Post (Dienstag).
Kutschaty schrieb, er verlange, die Aufarbeitungskommission des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung auf eine gesetzliche Grundlage zu stellen. Sie solle Akten einsehen und Zeugen vorladen dürfen. „Die Aufarbeitung soll zudem durch ein politisches Begleitgremium forciert werden. Der Staat würde damit eine stärkere Rolle einnehmen als bisher“, so der Oppositionsführer im nordrhein-westfälischen Landtag weiter.
Der Politiker kritisierte, dass nach kirchlichem Recht immer noch Ausnahmen bei der Anzeigepflicht von Verdachtsfällen sexuellen Missbrauchs möglich seien. Das sei unangemessen und gehöre abgeschafft, ebenso wie das kirchliche Nebenstrafrecht in Deutschland. Zu häufig sei es in der Vergangenheit dazu genutzt worden, Täter nicht oder nicht angemessen zu bestrafen.
Zur Causa des wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in die Kritik geratenen Kölner Erzbischofs Kardinal Rainer Maria Woelki erklärte Kutschaty, die Kirche stehe an einem Scheideweg: „Soll Kardinal Woelki zurückkommen oder die Gläubigen? Beides wird nicht funktionieren. Ich hoffe sehr, dass die Verantwortlichen wissen, was jetzt das Richtige ist.“