Köln, Düsseldorf (epd). Der beurlaubte Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat für seine geplante Rückkehr am 2. März einen Fastenhirtenbrief und eine Medienmitteilung angekündigt. Zugleich sagte er am Montag einen für diesen Tag geplanten öffentlichen Termin ab. Unterdessen wurden weitere Stimmen für und gegen eine Rückkehr des umstrittenen 65-Jährigen an die Spitze des größten deutschen Bistums laut. Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ bezeichnete es als „nicht vorstellbar“, dass Woelki seine Amtsgeschäfte wieder aufnimmt, und forderte den Vatikan auf, eine Auswahlverfahren für die Nachfolge des Kardinals einzuleiten.
Woelki werde am 2. März nicht wie vorgesehen an der Messfeier im Dom zum traditionellen Aschermittwoch der Künstler teilnehmen, erklärte das Erzbistum am Montag. „Der Kardinal möchte nicht, dass dieses wertvolle Ereignis von den aktuellen kirchenpolitischen Spannungen überschattet wird.“ Woelki wolle die Künstlerinnen und Künstler „vor weiteren Polarisierungen schützen“, hieß es. „Deswegen bleibt er dem Anlass dieses Jahr fern.“
Der Kardinal hatte zuvor bereits seine Teilnahme an der ökumenischen Passionsandacht von Erzbistum Köln und Evangelischer Kirche im Rheinland am 5. März in der Düsseldorfer Johanneskirche abgesagt, bei der er eigentlich predigen sollte. Bei diesem Termin vertritt ihn Weihbischof Rolf Steinhäuser, der das größte deutsche Bistum mit knapp 1,9 Millionen Katholiken aktuell verwaltet.
„Wir sind Kirche“ forderte den Vatikan zum sofortigen Handeln auf, um „Unsicherheit und Vakanz nicht noch weitere neun Tage aufrechtzuerhalten“. „Jeder verlorene Tag dieser Agonie, jede Verschleppung bedeuten weitere Verluste und Verhinderung eines befreienden Neuanfangs, den alle so dringend benötigen“, erklärte die Bewegung. Rom solle die Amtszeit des Apostolischen Administrators Steinhäuser über Aschermittwoch hinaus verlängern und ihn beauftragen, ein Auswahlverfahren für die Nachfolge Woelkis einzuleiten. Dies müsse „transparent und in enger Einbeziehung der kirchlichen Gremien und des Kirchenvolkes erfolgen“.
Der Dormagener Pfarrer Klaus Koltermann, der im vergangenen Sommer einen Protestmarsch nach Köln angeführt hatte, sprach Woelki die generelle Fähigkeit zur Führung des Bistums ab. Der Kardinal sei dem selbstverständlichen Anspruch einer glaubwürdigen Hirtensorge bisher in keiner Weise gerecht geworden, „sodass weiterhin das Vertrauen und Zutrauen in seine Leitungskompetenz fehlen - er kann es einfach nicht“, sagte Koltermann der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Dienstag).
Der Sprecher des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln, Peter Bringmann-Henselder, äußerte dagegen die Hoffnung, dass Woelki sein Amt wieder aufnimmt. Leider werde aber „in die andere Richtung Stimmung gemacht“, sagte er der Zeitung. Wenn es um die Missbrauchsaufarbeitung gehe, sei Köln als Vorreiter zu sehen. „Was fehlt, ist der faire Umgang mit den einzelnen Personen“, kritisierte Bringmann-Henselder.
Woelki steht vor allem wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen seit längerem in der Kritik. Im vergangenen Juni hatten päpstliche Gutachter den Umgang der Kölner Bistumsleitung mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Geistliche geprüft. Im September teilte der Papst seine Entscheidung mit, dass Woelki im Amt bleiben darf. Franziskus beurlaubte den Kardinal aber auf dessen Wunsch für eine „geistliche Auszeit“ bis Anfang März.