Berlin, São Paulo (epd). Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat zwei Dekrete zur Förderung des Goldabbaus in der Amazonas-Region erlassen. Damit sollen unter anderem Behörden verpflichtet werden, in vereinfachten Verfahren Schürfgenehmigungen zu erteilen, wie die brasilianische Regierung am Montag (Ortszeit) laut der Tageszeitung „Folha de São Paulo“ mitteilte. Gleichzeitig sollen die Verfolgung und die Bestrafung von illegalen Goldschürfern erschwert werden. Umweltschutzorganisationen und Vertreter der Ureinwohner protestierten scharf gegen die Neuregelungen. Sie warnten vor einer weiteren Vergiftung der Flüsse, denn für den Goldabbau werden Quecksilber und Bauxit benutzt.
In den von Bolsonaro erlassenen Dekreten heißt es, dass der Kleinbergbau und „bewährte Praktiken für die Entwicklung der Region“ gefördert werden sollten. Gleichzeitig wurde eine interministerielle Kommission für den handwerklichen Bergbau eingesetzt, die neun „Schwerpunktregionen“ für den Goldabbau auflistete. Darunter befindet sich auch der Amazonas-Regenwald, in dem zahlreiche Schutzgebiete für indigene Völker ausgewiesen sind.
Bolsonaro hatte schon im Wahlkampf 2018 angekündigt, die wirtschaftliche Ausbeutung der Amazonas-Region vorantreiben zu wollen. Während seiner Amtszeit nahm die illegale Vernichtung des Regenwaldes zu und erreichte 2021 den höchsten Stand seit 15 Jahren. Immer mehr Goldschürfer drangen in indigene Schutzgebiete ein, schlugen Schneisen in den Regenwald und verseuchten die Flüsse. Laut offiziellen Angaben der brasilianischen Staatsanwaltschaft gibt es rund 4.000 solcher Camps. Umweltschützer und indigene Aktivisten schätzen die Zahl sehr viel höher ein.
Nach Angaben des Indianermissionsrats CIMI haben die Gewalt gegen Ureinwohner und das illegale Eindringen in deren Gebiet seit dem Amtsantritt Bolsonaros 2019 nochmals dramatisch zugenommen. Dabei haben die Ureinwohner ein in der Verfassung festgeschriebenes Recht auf das Land, auf dem sie leben. Die Nutzung ist ausschließlich den indigenen Völkern vorbehalten.