Kober sieht Gedenktag für Terroropfer als Zeichen der Wertschätzung

Kober sieht Gedenktag für Terroropfer als Zeichen der Wertschätzung
14.02.2022
epd
epd-Gespräch: Corinna Buschow

Berlin (epd). Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Pascal Kober (FDP), hat sich dafür ausgesprochen, schon in diesem März einen nationalen Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt zu begehen. Der Zeitraum für die Vorbereitung sei kurz, sagte Kober dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er bemühe sich aber darum, „dass wir schon in diesem Jahr am 11. März ein Zeichen der Wertschätzung für die Opfer setzen“. Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP hat im Koalitionsvertrag festgehalten, einen nationalen Gedenktag für die Opfer von Terror am 11. März zu schaffen. Das Datum erinnert an die verheerenden Anschläge in Zügen in Madrid im Jahr 2004. Am Mittwoch will sich das Bundeskabinett mit dem Gedenktag befassen. Nach Informationen aus dem Bundesinnenministerium ist geplant, für diesen Tag Trauerbeflaggung anzuordnen.

Kober wurde im Januar zum Beauftragten der Bundesregierung für die Betroffenen terroristischer Gewalt berufen. Der FDP-Politiker ist evangelischer Pfarrer und war einige Jahre als Militärseelsorger tätig. Er kenne aus dieser Arbeit den Umgang mit Trauernden und traumatisierten Personen. „Ich habe einen Sprengstoffanschlag auf ein benachbartes Lager einer anderen Nation erlebt und erlebt, wie es ist, wenn beim Zähneputzen plötzlich eine nahe Detonation alles erschüttert und die Verletzlichkeit des Lebens persönlich nahekommt“, sagte er. „Wir sind es gewohnt, in unserer Gesellschaft Probleme zu lösen, Gebrochenes zu reparieren oder zumindest zu kitten“, sagte Kober. Opfer von Traumata müssten dagegen oft ein Leben lang damit umgehen, dass etwas gebrochen bleibt. „Das sind Fragen, die auch mich als Christ sehr bewegen“, sagte er.

Kober wird nach eigenen Angaben am Samstag an der Veranstaltung zum zweiten Jahrestag des rassistisch motivierten Anschlags in Hanau teilnehmen und Gespräche mit Angehörigen führen, wenn diese das wollen. Mit Blick auf die offenen Fragen von Angehörigen bei der Aufklärung des Anschlags sagte Kober, es müsse der Anspruch des Staates und der Gesellschaft sein, Vertrauen zurückzugewinnen. „Ich sehe meine Aufgabe auch durchaus darin, auf Dinge hinzuweisen, wo dies nicht gelingt“, sagte Kober. Der Staat müsse in der Lage sein, offene Fragen zu beantworten und mögliche Lücken bei der Aufklärung zu schließen.

Als Beauftragter der Regierung will sich Kober dafür einsetzen, Ermittler und Behörden für den Umgang mit Betroffenen von Anschlägen zu sensibilisieren. „Soweit ich es wahrgenommen habe, wurde oftmals nach einem Anschlag die Ansprache der Ermittler als nicht besonders sensibel empfunden“, sagte er. Die staatliche Seite habe Nachholbedarf. „Man muss zum Beispiel schauen, ob und in welcher Form sensible Kommunikation Teil der Ausbildung und Arbeitskultur in Polizei und Behörden ist“, sagte Kober.