TV-Tipp: "Dr. Hoffmann: Die russische Spende"

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17. Februar, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Dr. Hoffmann: Die russische Spende"
Wenn’s um Krankheiten geht, ist neben dem medizinischen Sachverstand immer auch ein bisschen Kriminalistik gefragt; zumindest im Fernsehen. Selbst Freitags-"Medicals" im "Ersten" wie "Die Eifelpraxis" enthalten entsprechende Elemente; das Verbrechen ist in diesem Fall eine rätselhafte Erkrankung, deren Ursache aufgespürt werden muss.

Im Grunde liegt es fast nahe, einen Arzt zur Hauptfigur einer Krimireihe zu machen. Natürlich gibt es das bereits, aber meist handelt es sich dabei um Mitglieder der Rechtsmedizin. Felix Hoffmann ist dagegen einfach bloß Stationsarzt an einer Berliner Klinik, und tatsächlich wirkt "Die russische Spende" zunächst wie eine ganz normale Krankenhausgeschichte; wäre da nicht der Prolog.

"Kennen Sie das?", fragt Hoffmann (Kai Wiesinger) zu Beginn aus dem Off: "Dieses Gefühl, wenn einem alles entgleitet? Der Gedanke, alles falsch gemacht zu haben, und man sich im freien Fall befindet?" Der erwartete Aufprall lässt allerdings noch ein wenig auf sich warten, denn nun folgt erst mal eine Rückblende: Ein ukrainischer Putzmann, den Hoffmann vor einigen Wochen behandelt hat, ist gestorben. Die Symptome deuten auf ein Versagen der Leber hin, aber damals hat es keinerlei Anzeichen in dieser Hinsicht gegeben.

Hoffmann veranlasst eine Obduktion, doch als er am nächsten Tag zur Arbeit kommt, muss er feststellen, dass eine Kollegin (Jytte-Merle Böhrnsen) einen neuen Leichenschauschein ausgestellt hat; der Körper ist bereits eingeäschert worden. Freundin Celine (Isabell Polak) ist überzeugt, dass es "ein Megakomplott" in der Klinik gibt; und das ist sogar noch untertrieben.

Ginge es nur um die Titelfigur, wäre dieser Donnerstagskrimi mit dem etwas langweiligen Reihentitel "Dr. Hoffmann" eine ziemlich ernste Sache, aber dank Celine kommt eine heitere Note in die Handlung. Die Lehrerin ist großer Krimifan und sorgt dafür, dass sich Hoffmann die Krankenakte des Toten besorgt. Der Arzt findet schließlich raus, dass der Putzmann auf illegale Machenschaften gestoßen ist, bei denen importierte Blutkonserven eine wichtige Rolle spielen. Trotzdem will der Doktor, nach Ansicht seiner Freundin ohnehin zu gut für diese Welt, die Dinge angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage der Klinik auf sich beruhen lassen; immerhin geht es um 200 Arbeitsplätze. Celine lässt jedoch nicht locker, ermittelt auf eigene Faust und bringt sich prompt in große Gefahr. Spätestens nach dem Auftauchen eines zwielichtigen Russen (Mark Zak) – laut Celine "Typ kultivierter Gangster im Anzug, voll das Klischee" – drängt sich der Verdacht auf, dass die Mafia ihre Finger im Spiel hat.  

"Die russische Spende" ist zwar keine Krimikomödie, aber Max Zähles flotte Inszenierung verleiht der Geschichte auch dank kleiner Spielereien wie einem geteilten Bildschirm oder einer Sequenz im Zeitraffer eine gewisse Leichtigkeit. Dieser Tonfall war auch schon das prägende Element seines letzten Films, der als einer der ungewöhnlichsten Beiträge in die Historie des "Tatort" aus Münster eingegangen ist: In "Limbus" (2020) musste Rechtsmediziner Boerne als Geist seinen Mörder zur Strecke bringen, um zu überleben. Zähles Regiedebüt war die originelle Kinokomödie "Schrotten" (2016), seither hat er ausschließlich sehenswerte Fernsehfilme gedreht; "Limbus" war sein Meisterstück. "

Dr. Hoffmann" mag nicht ganz so außergewöhnlich sein, aber der Film macht schon allein wegen der vielen Regieeinfälle großen Spaß; das gilt auch für die Gestaltung der Szenenwechsel. Die Musik (Florian Tessloff) sorgt für viel Tempo und lässt keinen Zweifel daran, dass die Sache gut ausgehen wird; selbst wenn sich schließlich rausstellt, dass sich Hoffmann und Celine mit einem Gegner angelegt haben, der einige Nummern zu groß für sie ist. Tatsächlich gibt es bald einen weiteren Toten, wie schon der Prolog verrät: Als Hoffmann und Celine nachts die Festplatte des Klinikdirektors (Rainer Strecker) kopieren wollen, finden sie seine Leiche. Augenscheinlich hat er sich aufgehängt, aber Hoffmanns Chef (Wilfried Hochholdinger) sorgt dafür, dass auch dieser Todesfall vertuscht wird. 

Die Krimiebene ist interessant und abwechslungsreich, aber sehenswert ist "Die russische Spende" neben der Bildgestaltung (Andreas Doub) vor allem wegen des zentralen Paars. Kai Wiesinger, zuletzt mehrfach als Schurke besetzt, darf sich als idealistischer Arzt, der nach Feierabend vor allem seine Ruhe haben will, von seiner sympathischen Seite zeigen, und Isabell Polak ist weit mehr als bloß die Frau an seiner Seite. Die Schauspielerin hat vor einigen Jahren die weibliche Hauptrolle in Matthias Schweighöfers Kinokomödie "Vaterfreuden" (2014) gespielt, ist seither jedoch meist bloß in Nebenrollen besetzt worden. Hier darf sie ihr komödiantisches Talent endlich wieder ausschöpfen; und das keineswegs bloß, weil Celine die witzigsten Dialogzeilen hat.

Das Drehbuch (Nils-Morten Osburg, Edzard Onneken) basiert auf einem bereits 2001 erschienenen gleichnamigen Roman des Arztes und Autors Christoph Spielberg. Er hat noch weitere Hoffmann-Krimis geschrieben. Ob der RBB diese Bücher ebenfalls verfilmen lassen wird, hängt vom Erfolg des Films ab.