Berlin (epd). Der Berliner Politikwissenschaftler Swen Hutter sieht eine zunehmende Entfremdung von Teilen der Corona-Kritiker gegenüber staatlichen Institutionen. Dabei bestehe die Gefahr einer Radikalisierung, die auch vor Gewalt nicht Halt mache, sagte Hutter in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Zugleich gebe es eine Spaltung in der Bewegung der Corona-Kritiker: „Zum einen dieser rechtsextreme Rand und zum anderen die Menschen, die sich zwar selbst in der politischen Mitte sehen, aber sich nicht im politischen System repräsentiert fühlen.“ Was die beiden Teile eint, sei ein extrem großes Misstrauen gegenüber der Politik, gegenüber anderen Autoritäten wie Medien und Wissenschaft sowie der Hang zu Verschwörungstheorien. Diese Faktoren hätten sich in den vergangenen beiden Jahren verstärkt. „Die Folge ist auch eine Stärkung des rechten Randes im Mobilisierungspotenzial der Bewegung“, sagte Hutter, der am Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung (WZB) stellvertretender Direktor des Zentrums für Zivilgesellschaftsforschung ist.
Der Politikwissenschaftler bezeichnete die Gefahr der Radikalisierung von Gegnern der Corona-Maßnahmen als sehr groß: „Das gilt insbesondere für das Gewaltpotenzial - auf Demonstrationen, gegenüber Amtsträgern oder durch Anschläge.“ Denn dazu brauche es nicht viele Menschen, „da reichen Einzelne aus“. „Nach der Radikalisierung im Diskurs, der fehlenden Gesprächsfähigkeit, sind wir jetzt in der kritischen Phase, wo sich zeigen wird, ob sich die Gewalt Bahn brechen wird“, warnte Hutter.