Düsseldorf (epd). Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat die katholische Kirche angesichts des Missbrauchsskandals zu einem „umfassenden Kulturwandel“ aufgefordert. Die Aufhebung des Zölibats sei schon lange eine Forderung aus der Mitte der Kirche heraus, sagte die SPD-Politikerin, die auch Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag). „Aber die Frage, wie die Kirche künftig aussieht, geht weit darüber hinaus.“
Die von Missbrauch Betroffenen müssten an der Aufarbeitung beteiligt sowie anerkannt und entschädigt werden, betonte Dreyer. Zweitens müssten die Ursachen beseitigt werden, die Missbrauch und dessen Vertuschung ermöglicht hätten. „Und drittens müssen wir den Prozess auch politisch begleiten“, sagte die rheinland-pfälzische Regierungschefin. „Zum Beispiel, indem wir die staatliche Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in ihren Befugnissen stärken.“
Die katholische Kirche habe systematisch vertuscht, dass Kinder und Jugendliche an Leib und Seele verletzt worden seien, kritisierte Dreyer. „Das erschüttert die Grundfeste der Kirche und auch mich ganz persönlich. Es ist unerträglich.“
Am Samstag endet in Frankfurt am Main die dritte Tagung des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg über Konsequenzen aus der Missbrauchskrise. Überschattet wird die dritte Synodalversammlung von dem neuen Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising, das ranghohen Klerikern moralisches Versagen attestiert. Unter anderem wird beim Synodalen Weg über Reformen beim Pflichtzölibat für Priester und die Rolle von Frauen in der katholische Kirche diskutiert.