Frankfurt a.M. (epd). Beim katholischen Reformprozess Synodaler Weg haben Gläubige und Bischöfe am Freitag über Reformen beim Pflichtzölibat für Priester diskutiert. Mehrere Bischöfe begrüßten einen Vorschlag, der Lockerungen für die Notwendigkeit der Ehelosigkeit katholischer Priester vorsieht. Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sagte, er arbeite in einer Diözese, in der es derzeit keinen einzigen Priesteranwärter gebe. Er wissen nicht, wie er in Zukunft alle Pfarreien des flächenmäßig größten deutschen Bistums besetzen solle. Auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck begrüßte die Vorlage.
Der Handlungstext, der in erster Lesung mehrheitlich angenommen wurde, sieht unter anderem vor, den Vatikan um die Möglichkeit der Weihe sogenannter Viri probati, also bewährter, verheirateter Familienväter, zu ersuchen. Der Münchner Theologe Franz Xaver Bischof betonte, diese brauche es, um dem Priestermangel zu begegnen. Auch der Magdeburger Bischof, Gerhard Feige, sagte, er könne sich verheiratete Männer als Priester vorstellen. In Deutschland leben und arbeiten schon mehrere verheiratete Priester. Es handelt sich dabei meist um konvertierte evangelische Pfarrer, die schon, bevor sie zum Priester geweiht wurden, verheiratet waren und sogar Kinder haben.
Bereits am Donnerstagabend hatten die Delegierten zwei grundlegende Texte in zweiter Lesung verabschiedet, die Reformen etwa bei der Beteiligung von Gläubigen an der Leitung der Kirche und mehr Gewaltenteilung vorsehen. In beiden Endabstimmungen kam die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit der anwesenden Bischöfe zustande. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass Beschlüsse des Synodalen Wegs verabschiedet werden. Auf der Tagesordnung stehen ferner Reformvorschläge zum Zugang für Frauen zu sakramentalen Ämtern, zum Umgang mit Homosexualität und zu Segensfeiern für alle Paare, die sich lieben - damit sind auch gleichgeschlechtliche Paare gemeint.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hatte zusammen mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz 2019 den Reformdialog Synodaler Weg ins Leben gerufen. Die fünfte und abschließende Synodalversammlung ist für 2023 geplant. Noch bis Samstag beraten 230 Delegierte des Synodalen Wegs in Frankfurt über Konsequenzen aus der Missbrauchskrise.
Überschattet wird die dritte Synodalversammlung von dem neuen Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising, das ranghohen Klerikern moralisches Versagen im Umgang mit Missbrauchsopfern und -tätern attestiert. Darunter ist auch der heutige emeritierte Papst Benedikt XVI. und ehemalige Münchner Erzbischof (1977-82).
Mit Blick auf den vielfachen Missbrauchsskandal sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Freitag im RBB-Inforadio, es gebe jetzt einen großen Impuls zu sagen, „wir müssen die systemischen Ursachen, die dazu geführt haben, verändern“. Er zeigte sich auch bereit, in einer sogenannten „Wahrheitskommission“ zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals mitzuarbeiten, sollte diese von der Politik eingesetzt werden.