Frankfurt a.M. (epd). Zu Beginn der dritten Tagung des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg wächst der Druck auf die deutschen Bischöfe, Kirchenreformen zu verabschieden. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte am Donnerstag in Frankfurt am Main: „Ich will Veränderungen sehen.“ Es dürfe nicht nur darum gehen, wie man die Kirche aus der Glaubwürdigkeitskrise führe, sondern darum, wie die Kirche gerecht handeln könne.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hatte zusammen mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz 2019 den Reformdialog Synodaler Weg ins Leben gerufen. Die fünfte Synodalversammlung soll 2023 stattfinden. Noch bis Samstag beraten 230 Delegierte des Synodalen Wegs in Frankfurt über Konsequenzen aus der Missbrauchskrise. Überschattet wird die dritte Synodalversammlung von dem neuen Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising, das ranghohen Klerikern moralisches Versagen im Umgang mit Missbrauchsopfern und -tätern attestiert. Darunter ist auch der heutige emeritierte Papst Benedikt XVI. und ehemalige Münchner Erzbischof (1977-82).
Auf der Tagesordnung stehen Reformvorschläge zu Macht- und Gewaltenteilung in der Kirche, zum Zugang für Frauen zu sakralen Ämtern, zum Umgang mit Homosexualität und zu Segensfeiern für alle Paare, die sich lieben - damit sind auch gleichgeschlechtliche Paare gemeint. Erste Texte werden in zweiter und damit finaler Lesung beraten, darunter der Vorschlag, Gläubige an der Wahl von Bischöfen zu beteiligen. „Wir gehen die Machtstrukturen an, wir suchen nach Wegen der Gerechtigkeit für alle Geschlechter, wir suchen nach einem Priesterbild der Zukunft, wir verlangen nach einer Reform der Sexuallehre“, sagte Stetter-Karp, die auch Präsidentin des Synodalen Wegs ist.
Die Delegierten sollen am Freitag auch einen Text über die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern beraten. Nach der Vorstellung der Autoren soll es in Zukunft Lockerungen bei der Verpflichtung zum Zölibat geben. „Die Ehelosigkeit der Priester ist eine biblisch bezeugte Form der Jesus-Nachfolge, das ist ein großer Schatz und ich lebe diese Form gerne und hoffentlich überzeugend. Aber es ist nicht die einzige Form“, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, der neben Stetter-Karp Präsident des Synodalen Wegs ist. Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx hatte zuvor in der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag) erklärt, bei manchen Priestern wäre es besser, sie wären verheiratet.
Bätzing kündigte an, dass es ab sofort regelmäßige Treffen zwischen dem Präsidium des Synodalen Wegs und dem Vatikan geben soll, um in Vorbereitung der Weltbischofssynode 2023 in Rom regelmäßig über den Fortgang des Reformdialogs zu informieren. Das sei bei einem Treffen mit Papst Franziskus am 10. Januar beschlossen worden, teilte der Limburger Bischof mit.
Am Rande der Tagung übergaben katholische Verbände, Initiativen und Reformgruppen einen offenen Brief an das Präsidium des Synodalen Wegs. Darin heißt es, die katholische Kirche stehe vor einem „moralischen Bankrott und Scherbenhaufen“. Die Reformbewegung Maria 2.0 zeigte sich desillusioniert vom Synodalen Weg. Die Synodalversammlung sei nicht „mehr als ein symbolischer Akt“, sagte Lisa Kötter, Mit-Initiatorin von Maria 2.0, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag).