Köln, Münster (epd). Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf hält die Reformbemühungen des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland für unentbehrlich. Pluralismus sei „legitim und katholisch“, sagte Wolf der „Kölnischen Rundschau“ (Montag). Die kirchliche Geschichte biete einen „wahren Schatz alternativer Modelle“ zu angeblich ewigen Wahrheiten. Katholikinnen und Katholiken entdeckten seit einigen Jahren die ganze Vielfalt kirchlicher Traditionen neu. „Sie lassen sich nicht mehr von irgendwelchen Hierarchen sagen, was legitime Tradition ist und was nicht.“
Wolf verwies etwa auf historische Quellen, die belegten, dass Frauen in früheren Zeiten keineswegs nur ein „Diakonat light“ innegehabt hätten, sondern das gleiche Amt wie Männer. „Und die großen Äbtissinnen des Mittelalters waren rechtlich nichts anderes als Bischöfe“, sagte der Professor der Uni Münster.
Zum Umgang mit Homosexualität verwies Wolf auf die Umweltenzyklika von Papst Franziskus: Dort habe er eingeräumt, die Kirche müsse auf die Wissenschaft hören, wo die Bibel etwa zu naturwissenschaftlichen Fragen keine schlüssige Antwort gebe. „Was Mediziner und Sozialwissenschaftler zur sexuellen Identität feststellen, muss die Kirche zur Kenntnis nehmen“, mahnte der Kirchenhistoriker. Dann werde sie bei Homosexualität nicht mehr vorschnell von Sünde reden, „sondern sich den Menschen zuwenden, die Gott so und nicht anders geschaffen hat.“
Der katholische Reformprozess Synodaler Weg wurde 2019 von der Deutschen Bischofskonferenz gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ins Leben gerufen. Bischöfe und Laien beraten bei dem Prozess über die Zukunft der Kirche. Die nächste Synodalversammlung beginnt am Donnerstag in Frankfurt am Main.