Köln (epd). Der wegen sexuellen Missbrauchs vor dem Kölner Landgericht angeklagte 70-jährige katholische Pfarrer Hans Bernhard U. sitzt seit Donnerstag in Untersuchungshaft. Der Angeklagte sei während der Verhandlung noch im Gerichtssaal verhaftet und in die Justizvollzugsanstalt gebracht worden, teilte das Landgericht Köln am Freitag mit. Nach Einschätzung der Strafkammer bestehe Wiederholungsgefahr (AZ: 102 KLs 17/20). Das habe sich aus den Aussagen weiterer mutmaßlicher Opfer ergeben, die von Übergriffen bis ins Jahr 2019 berichtet hätten.
Dem Priester wird sexueller Missbrauch von drei seiner Nichten vorgeworfen, die zum Tatzeitpunkt zwischen sieben und 13 Jahren alt gewesen sein sollen. Die Taten soll er zwischen 1993 und 1999 verübt haben. Während der seit November laufenden Hauptverhandlung wurden nach Angaben des Gerichts weitere mutmaßliche Opfer ermittelt, die von sexuellen Übergriffen des Angeklagten berichtet hätten.
Ob die zuletzt ans Licht gekommenen mutmaßlichen weiteren Übergriffe in das laufende Verfahren mit einbezogen werden können, steht nach Gerichtsangaben noch nicht fest. Am Donnerstag hatte der frühere Offizial des Kölner Erzbistums, Günter Assenmacher, vor Gericht erneut eine Mitverantwortung in dem Fall bestritten. Zuvor war der Hamburger Erzbischof Stefan Heße am 18. Januar als Zeuge in seiner Funktion als ehemaliger Personalverantwortlicher des Erzbistums geladen worden. Damit hat erstmals ein katholischer Bischof vor einem deutschen Gericht in einem Missbrauchsprozess ausgesagt.