Washington (epd). Viele tausend Abtreibungsgegner sind am Freitag in der US-Hauptstadt Washington zum alljährlichen „Marsch für das Leben“ zusammengekommen. Die stark katholisch sowie evangelikal geprägte Bewegung gibt sich in einem aktuellen Rechtsstreit zuversichtlich. „March for Life“-Sprecherin Jeanne Mancini sagte, sie erwarte schon bald eine „historische Veränderung“.
Nach einer Anhörung im Dezember 2021 befasst sich das Oberste Gericht gegenwärtig mit dem Bestreben des Bundesstaates Mississippi, dessen Abtreibungsverbot ab der 15. Schwangerschaftswoche trotz eines richtungsweisenden Urteils des Gerichts vom 22. Januar 1973 zuzulassen. Schwangerschaftsabbruch sei durch das Recht auf die Privatsphäre gedeckt, befanden die Richter vor 50 Jahren.
Der Mississippi-Fall bietet nach Ansicht vieler Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen die „beste Chance in einer Generation“. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hatte in seiner Amtszeit zwei konservative Richter und eine Richterin am Supreme Court ernannt, die bei dem Konflikt den Ausschlag geben könnten. Die republikanische Kongressabgeordnete Julia Letlow sprach am Freitag von einem zu erwartenden „monumentalen Urteil“.
Familienplanungsverbände befürchten, republikanisch regierte Bundesstaaten würden dann Schwangerschaftsabbrüche erschweren oder verbieten. Die Präsidentin des Zentrums für Reproduktionsrechte, Nancy Northup, sagte diese Woche, sie rechne mit Verboten in etwa der Hälfte der 50 Bundesstaaten. 15 Staaten, darunter die bevölkerungsreichen Kalifornien und New York, schützen das Recht auf Abtreibung.
Abtreibungen sind in den USA höchst umstritten. Am Freitag kritisierte der Abgeordnete Chris Smith, Präsident Joe Biden instrumentalisiere den Regierungsapparat zugunsten der „Abtreibungsindustrie“. Biden hat den Zugang zu einem medikamentösen Abbruch erleichtert. Frauen können ihnen verschriebene Abtreibungspillen laut einer Regierungsvorschrift im Dezember per Post erhalten und müssen diese nicht mehr abholen.