Berlin (epd). Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Grüne), hat das polnische Verhalten gegenüber Flüchtlingen an der EU-Außengrenze zu Belarus kritisiert. „Ich werde mich dafu?r einsetzen, dass Menschen, die an den europa?ischen Außengrenzen ankommen, einen Schutzantrag stellen ko?nnen, der dann fair und sachlich gepru?ft wird“, sagte Amtsberg dem „Spiegel“ und ergänzte: „Dieses Recht wird an der polnisch-belarussischen Grenze außer Kraft gesetzt.“
In den vergangenen Monaten hatten Tausende Menschen aus Ländern wie Irak und Afghanistan aus Belarus kommend die Grenze nach Polen überschritten oder es versucht. Die EU wirft der Führung in Minsk unter Alexander Lukaschenko vor, die Menschen dorthin zu schleusen und für eine Erpressung der EU zu instrumentalisieren.
Menschenrechtler warfen aber auch Polen vor, die Rechte von Migranten und Flüchtlingen zu missachten. Mehrere Organisationen berichteten von Zurückweisungen Schutzsuchender, sogenannter Pushbacks, die nach den geltenden Regeln der EU und der Genfer Flüchtlingskonvention nicht rechtmäßig sind. EU-Staaten müssen demnach ein Asylverfahren gewährleisten.
Amtsberg sagte, die EU habe sich vom belarussischen Diktator Lukaschenko unter Druck setzen lassen. „Es ist ein Erpressungsversuch und er hat Wirkung gehabt - nicht, weil wir nachgegeben haben, sondern weil er gezeigt hat, dass wir bei der Aufnahme von Flu?chtlingen in der EU offenkundig nicht in der Lage sind, mit einer Stimme zu sprechen“, sagte Amtsberg. Die EU-Staaten ringen seit Jahren um eine Reform des gemeinsamen Asylsystems. Sie scheitert unter anderem am Widerstand osteuropäischer Staaten gegen das Vorhaben, Flüchtlinge gerechter unter den EU-Staaten zu verteilen.