Lingen (epd). Deutsche, russische und französische Anti-Atomkraft-Initiativen fordern von der Bundesregierung und der niedersächsischen Landesregierung die Stilllegung der Brennelementefabrik Lingen im Emsland. Darüber hinaus verlangen sie die Schließung der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau sowie eine klare Ablehnung der von der EU geplanten Einstufung von Atomkraft und Gas als „nachhaltig“, sagte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen am Donnerstag in Lingen. Die Initiativen haben für Samstag (22. Januar) zu einer Kundgebung vor der Brennelementefabrik aufgerufen.
Die Anlagen in Lingen und Gronau seien nicht im deutschen Atomausstiegsgesetz enthalten. Sie arbeiteten fast nur noch für den Export. Zunächst müsse die geplante französisch-russische Atomkooperation in Lingen verhindert werden, betonte Eickhoff. Sie werde von dem Unternehmen Framatome betrieben, einer Tochter des französischen Stromkonzerns EdF. Framatome wolle mit dem russischen Atomkonzern Rosatom ein Joint Venture eingehen, um die Zukunft der betriebswirtschaftlich maroden Uranfabrik in Lingen zu sichern. „Diese Pläne untergraben den für Ende 2022 in Deutschland anvisierten Atomausstieg und sind ein gefährlicher Türöffner für die russische Atomindustrie.“
Die Kundgebung solle ein klares Zeichen setzen, dass die Anti-Atom-Bewegung im Emsland international vernetzt sei und entschlossen Widerstand leiste, sagte Alexander Vent vom „Bündnis AtomkraftgegnerInnen“ im Emsland. „Es kann nicht sein, dass auf unbefristete Zeit von Lingen aus Risikoreaktoren in halb Europa beliefert werden.“ Der Atomausstieg sei erst vollendet, wenn auch die Fertigung der Brennelemente und die Anreicherung von Uran beendet würden.
Der Träger des Alternativen Nobelpreises 2021, Vladimir Slivyak von der russischen Umweltorganisation Ecodefense, lehnt die Beteiligung der russischen Atomindustrie an der Brennelemente-Produktion strikt ab. „Wir brauchen international ein Zeichen für den Ausbau erneuerbarer Energien - weg von Atom, Kohle und Gas“, sagte Slivyak in Lingen.