Im Inneren der Erfurter Augustinerkirche sollen im nächsten Jahr größere Umbauarbeiten beginnen. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) präsentierte am Donnerstag in Erfurt die Siegerentwürfe eines Architekturwettbewerbs für das Gotteshaus. Dieses zählt als Teil des Augustinerklosters zu den weltweit wichtigsten Lutherstätten. Der spätere Reformator Martin Luther hatte von 1505 bis zu seinem Umzug nach Wittenberg 1511 als Mönch in dem Kloster gelebt.
Aus 17 eingereichten Vorschlägen habe der Entwurf des Leipziger Büros Schöner und Panzer am meisten überzeugt, sagte Augustinerpfarrer Bernd Prigge zu Beginn der Auszeichnungsfeier in der Kirche für Sieger und Platzierte. Dabei hätte das Gewinner-Büro aus Sachsen, das sich auch über ein Preisgeld in Höhe von 16.000 Euro freuen darf, den Leitgedanken einer puristischen Kirche eines Bettelordens fortgesetzt und zugleich auf die Augustinerkirche als Ort der Demokratie hingewiesen.
Gemeint ist damit zunächst das Erfurter Unionsparlament, das 1850 im Kloster tagte. Nur wenigen historischen Interessierten ist der von Preußen initiierte und bereits nach wenigen Monaten gescheiterte Versuch der Schaffung eines deutschen Bundesstaates ein Begriff.
Kirchenfenster inspirierten Luther
Doch selbst bei der Erinnerung an den Reformator sah der Erfurter Architekt und Jury-Mitglied Albrecht von Kirchbach noch viel Luft nach oben. Dabei hätten zum Beispiel die ab 1310 entstandenen mittelalterlichen Glasfensters dem Mönch Martin Luther faktisch während seiner sechs Jahre im Kloster täglich vor Augen gestanden. Sie zeigen eine Rose zwischen zwei Löwen und sollen Luther Historikern zufolge zu Familienwappen und Siegel inspiriert haben. Daraus sei die Lutherrose, das Symbol des weltweiten evangelisch-lutherischen Christentums, geworden.
Die Architekten mussten bei ihren Entwürfen auch die letzten umfassenden Umbauten unter Theo Kellner 1936 bis 1838 berücksichtigen, erklärte Elke Bergt, die Bauexpertin der EKM. Einschneidend sei auch der Bombenangriff am 25. Februar 1945 gewesen, bei dem das Kloster zum Teil zerstört wurde. In der DDR diente das Kloster als Ausbildungsstätte für Theologen, seit 1988 auch als Tagungshaus. 1989/90 trafen sich hier Neues Forum, Demokratischer Aufbruch und die Frauen für Veränderung.
Offener, heller und flexibler
Das Kircheninnere soll diese reiche Historie widerspiegeln und den Vorstellungen der Architekten folgend offener, heller sowie in der Nutzung beispielsweise durch die Kirchenmusik flexibler werden. Vorgesehen ist unter anderem ein helles Chorgestühl. Im Langhaus sollen Stühle zu Bänken formiert werden können. Bei Konzerten würden sie gedreht und zeigten dann auf ein neues Podest für Chor und Orchester. Außerdem erhalte die Kirche auf der Nordseite wie zur Zeit des Unionsparlament eine zweite Empore.
Auch soll die Kirche Gelegenheiten zu Ausstellungen bieten. Natürlich blieben auch die gottesdienstlichen und gemeindlichen Ansprüche an die Kirche, betonte Pfarrer Prigge.