Berlin (epd). Der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick sieht in den aktuellen Protesten gegen Corona-Maßnahmen „einen Schulterschluss zwischen radikalen Systemgegnern und bürgerlichen Gruppen“. Dies könne anhaltend nachteilige Folgen für die Demokratie haben: „Wir sehen zurzeit eine Konsolidierung von antidemokratischen, demokratiegefährdenden Ideologien und Verschwörungserzählungen, von denen sehr viel bleiben wird“, sagte der Wissenschaftler dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Mittwoch).
In vielen Städten seien Tausende von Menschen auf der Straße, die der Meinung seien, dass der Staat in weiten Teilen Legitimität verloren habe, sagte Zick. Die Demonstranten distanzierten sich nicht von mitlaufenden Rechtsextremen. „Wir verlieren Menschen aus der Mitte heraus in diese neuen sektiererischen Gruppen.“
Zick warnte: „Das ist für die Demokratie eine Herausforderung, wenn wir in die nächsten Konflikte kommen, wie vielleicht in eine Inflation und die nächste Finanz- und Wirtschaftskrise. Dann wird es schwierig, den Minimalkonsens des demokratischen Zusammenlebens beizubehalten.“ Die Gewaltbereitschaft und Gewaltabsicht hätten ein „extrem hohes Ausmaß“ angenommen, sagte Zick. „Die Delegitimierung von Institutionen wird bleiben. Die Feindbilder wirken weiter.“