München (epd). Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat sich für mehr Barmherzigkeit in der Impfdebatte ausgesprochen. Auch wenn die Konfrontation zwischen Impfgegnern und -befürwortern sehr emotional sei, sei es wichtig, hier die richtige Linie zu finden, sagte der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beim „Sonntags-Stammtisch“ des Bayerischen Rundfunks (BR). Zwar gebe es Regeln, die alle einhalten müssen. Dennoch solle man im Einzelfall barmherziger miteinander sein.
Er habe zwar kein Verständnis für Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker auf der Straße, sagte Bedford-Strohm: „Aber natürlich dürfen Menschen, die Angst vor der Impfung haben und sagen 'Ich will das nicht', demonstrieren“. Es dürfe dabei aber nicht zu Gewalt kommen.
Erneut bekräftigte der Landesbischof, dass er sich aktuell nicht für eine allgemeine Impfpflicht aussprechen könne. Noch sei ihm dafür zu viel ungeklärt, etwa wie sie durchgesetzt werden könne. Unklar sei auch, ob durch eine Impfpflicht alle ihre Freiheit zurückbekämen und sich die Lage in den Krankenhäusern deutlich entspanne.
Auch sei unklar, welche Wirkung eine Impfpflicht auf die Menschen habe, die Angst vor der Impfung haben. Sie dürften nicht einfach als dumm abgestempelt werden, sagte Bedford-Strohm. Die Gesellschaft müsse aufpassen, dass sie nicht in die Arme von Extremisten getrieben werden.
Es sei richtig, dass über die Einführung einer Impfpflicht diskutiert wird, sagte Bedford-Strohm. Es gelte abzuwägen, ob es dieses letzte drastische Mittel wirklich brauche. „Zum aktuellen Zeitpunkt würde ich dafür nicht die Hand dafür heben“, sagte Bedford-Strohm. Stattdessen sollte beispielsweise noch mehr in Brennpunkte gegangen und aufgeklärt werden.