Generationswechsel beim Dresdner Kreuzkantor

Generationswechsel beim Dresdner Kreuzkantor
Martin Lehmann folgt auf Roderich Kreile
Der Dresdner Kreuzchor hat einen neuen Leiter. Bis Ende August steht Martin Lehmann noch beim Windsbacher Knabenchor am Pult. Den Vertrag in Sachsens Landeshauptstadt hat der ehemalige Kruzianer aber schon unterzeichnet.

Dresden, Leipzig (epd). Nach mehr als 25 Jahren hat der Dresdner Kreuzchor einen neuen Leiter: Der Kirchenmusiker Martin Lehmann übernimmt das Amt im September. Bereits am Donnerstag unterzeichnete er im Dresdner Rathaus einen Vertrag für zehn Jahre. Der 48-Jährige folgt auf den 65 Jahre alten Roderich Kreile, der im Sommer in den Ruhestand geht.

Lehmann war seit 2012 Chorleiter des Windsbacher Knabenchors. Er ist der 29. Kreuzkantor. Seine musikalische Ausbildung erhielt er einst beim Kreuzchor.

Beim Amt des Kreuzkantors handelt es sich um einen Dienstvertrag mit Stadt Dresden, die Rechtsträgerin des Kreuzchores ist. Seinen angestammten Platz hat der vor mehr als 800 Jahren gegründete Kreuzchor in der evangelischen Kreuzkirche am Dresdner Altmarkt. Dort soll Lehmann am 24. September im Rahmen einer Kreuzchorvesper feierlich eingeführt werden. Offizieller Dienstbeginn ist am 1. September.

Das Amt des Kreuzkantors sei für ihn eine „Herzensangelegenheit und Berufung zugleich“, sagte Lehmann bei der Vertragsunterzeichnung am Donnerstag. Er werde „mit ganzer Kraft und Energie“ für das Ensemble arbeiten. Schon in der Probenwoche mit dem Chor habe er empfunden, „dass die Chemie zwischen den Jungs und mir stimmt“, sagte Lehmann.

Ein Konzept für die Zukunft des Chores will Lehmann in etwa einem halben Jahr vorlegen. Auf jeden Fall werde ihn und sein Team das Thema Nachwuchs stark beschäftigen und die Frage, wie der Traditionschor im 21. Jahrhundert attraktiv sein und in einer säkularisierten Welt bestehen kann. Im Moment sei aber die Hauptaufgabe, dass der Chor in der Corona-Pandemie überhaupt arbeiten kann.

Der 1973 in Malchin in Mecklenburg-Vorpommern geborene Lehmann hatte sich nach einem langen Auswahlverfahren gegen zuletzt zwei Mitbewerber durchgesetzt. Der Stadtrat war dem Vorschlag am 16. Dezember gefolgt. Die Berufung erfolgte im Einvernehmen mit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Ein weiteres kirchenmusikalisches Amt mit jahrhundertelanger Tradition ist in Leipzig neu besetzt worden. Der gebürtige Düsseldorfer Johannes Lang wurde am Donnerstag in einem Gottesdienst als Thomasorganist an der Leipziger Thomaskirche eingeführt. Der 32-jährige Musiker folgt auf Ullrich Böhme (65), dessen Tätigkeit nach fast 36 Jahren endete. Zuletzt arbeitete Lang fünf Jahre als Kantor an der Friedenskirche Potsdam-Sanssouci.

Auch das zweite weltberühmte Knabenensemble aus Sachsen, der Leipziger Thomanerchor, hatte auf dem Leitungsposten einen Generationswechsel vollzogen. Als 18. Thomaskantor war im September der gebürtige Schweizer Andreas Reize eingeführt worden. Er ist der 18. Leiter des Chores nach Johann Sebastian Bach (1685-1750). Zum Dresdner Kreuzchor gehören rund 130 Sänger, der Leipziger Thomanerchor vereint gut 90 junge Sänger.