Düsseldorf, Frankfurt a.M. (epd). Die Corona-Pandemie hat auch in diesem Jahr politische und kirchliche Botschaften zum Jahreswechsel bestimmt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) appellierte in seiner ersten Neujahrsansprache an ungeimpfte Menschen, sich impfen zu lassen. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, rief angesichts schärfer werdender Konflikte um die Corona-Maßnahmen am Freitag zu Versöhnung und Toleranz auf. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ermunterte die Menschen dazu, Gott auch in schweren Zeiten für Gutes zu danken.
Bundeskanzler Scholz sagte: „Meine Bitte: Machen Sie gleich in den nächsten Tagen einen Termin bei einem Impfzentrum, bei einem Arzt oder einer Ärztin. Nutzen Sie die Möglichkeiten, sich spontan und ohne Anmeldung impfen zu lassen!“ Mit Blick auf die sich derzeit in Deutschland verbreitende hochansteckende Omikron-Variante komme es auf Tempo an.
Im Rückblick auf das Jahr 2021 erinnerte er an fordernde Zeiten. Die Pandemie mit ihren Belastungen und tiefgreifenden Einschränkungen stecke allen in den Knochen. Und auch das verheerende Hochwasser in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Rheinland-Pfalz werde niemand so schnell vergessen. Zugleich nehme er überall „eine riesige Solidarität“ wahr, unterstrich Scholz. Er dankte Mitarbeitern der Krankenhäuser, Pflegestationen, Arztpraxen, Impfzentren, Polizeireviere und der Bundeswehr.
Die EKD-Ratsvorsitzende Kurschus betonte am Freitag in Siegen, von der Nächstenliebe dürfe niemand ausgeschlossen werden. Es gehe um die Fragen: „Wie liebe ich die Impfverweigerer und aggressiven Gegner der Schutzmaßnahmen?“ oder „Wie liebe ich diejenigen, die pöbeln, aggressiv sind und sich in Hirngespinste flüchten?“, sagte die westfälische Präses laut Predigttext.Manche hielten solche Fragen in dieser angespannten Situation für völlig unangebracht. „Doch wenn wir bei der Frage nach der Nächstenliebe diejenigen ausklammern, die uns nerven und provozieren und angreifen, machen wir uns die Sache zu einfach“, mahnte Kurschus. Es gehe darum, zu lieben und gleichzeitig eine klare Meinung zu vertreten.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, rief zum friedlichen Miteinander auf. „Frieden ist kein Zustand, schon gar keine Selbstverständlichkeit. Frieden ist ein Weg - beschwerlich und mühevoll“, sagte er laut Redemanuskript am Neujahrstag in der Kapelle des Limburger Bischofshauses. Um Frieden zu schaffen, brauche es immer wieder den „Widerstand gegen aufkeimenden Hass, gegen zerstörerische Wut und die Saat von Unwahrheit und Einschüchterung“.
Papst Franziskus rief im Neujahrsgottesdienst zum Schutz von Frauen und Müttern aufgerufen. Maria sei für die Menschen ein gutes Beispiel. Die Mutter Gottes habe ihr Kind Not leiden sehen, sagte er am Samstag im Petersdom in Rom. Doch sie habe sich nicht entmutigen lassen. Mütter wollten die Welt nicht ausbeuten, sondern schenkten ihr Leben. Daher sollten sich alle dafür einsetzen, Mütter zu fördern und Frauen zu beschützen, betonte Franziskus am Hochfest der Muttergottes. „Eine Frau zu verletzen, bedeutet, Gott zu beleidigen, der von einer Frau seine Menschengestalt angenommen hat.“
Weitere leitende Geistliche riefen zu Überbrückung von Gräben in der Gesellschaft auf. Der katholische Fuldaer Bischof Michael Gerber appellierte an die Menschen, Polarisierungen zu überwinden und auch Argumente Andersdenkender anzuhören. Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, forderte mehr Einsatz für Schwache, Kranke, Flüchtlinge, Sterbende, misshandelte Kinder und vergewaltigte Frauen. Der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode ermunterte die Menschen angesichts der Erschütterungen durch Corona, die Herausforderungen der Zeit anzupacken.
Der Pfarrer der Dresdner Frauenkirche, Markus Engelhardt, sagte im ZDF-Fernsehgottesdienst, die Jahreslosung aus dem Johannesevangelium, „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“, sei ein klares, einfaches Versprechen. Es stelle „keine Einlassbedingungen“ auf, das sei beruhigend. Das bedeute, jeder und jede sei auch eingeladen, in die Kirchen zu kommen.