Hamburg (epd). Angesichts der fortdauernden Corona-Krise wächst die Sorge der Deutschen vor einer Spaltung der Gesellschaft. Für das neue Jahr erwarten 70 Prozent der Bundesbürger eine zunehmende Spaltung, vor einem Jahr waren es noch 64 Prozent, wie aus einer am Donnerstag in Hamburg veröffentlichten Umfrage der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen hervorgeht. Grundsätzlich blickt die Mehrheit (54 Prozent) aber mit Zuversicht auf 2022 und zeigt sich damit etwas optimistischer als vor einem Jahr (51 Prozent). Gut zwei Drittel (69 Prozent) erwarten, dass die wirtschaftlichen Probleme in Zukunft größer werden, Ende 2020 waren es noch mehr als drei Viertel (77 Prozent).
Besonders groß ist die Sorge vor einer Unversöhnbarkeit von Impfgegnern, Impfskeptikern und Impfbefürwortern in Ostdeutschland (75 Prozent). Je länger die Corona-Pandemie anhalte, desto mehr nähmen Toleranz und Verständnis ab, sagte Ulrich Reinhardt, Wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung. Zudem befürchteten viele eine zunehmende Radikalisierung. Trotz Impfungen gehen 71 Prozent der Befragten von bleibenden Einschränkungen durch das Coronavirus aus - und damit so viele wie vor einem Jahr.
Das Vertrauen in die Politik verharrt laut Umfrage auf einem unverändert niedrigen Niveau: Mehr als drei Viertel erwarten einen anhaltenden Vertrauensverlust gegenüber den politischen Verantwortlichen in 2022. Die Gründe hierfür seien zahlreich, erklärte Reinhardt. „Maskenaffären und nicht gehaltene Wahlversprechen, gegensätzliche Meinungen sowie ein zunehmendes Gefühl, dass zur Bekämpfung der Pandemie nicht die richtigen Schritte unternommen werden.“ Breite Teile der Bevölkerung seien unzufrieden, verängstigt und enttäuscht. Notwendig wären ein engerer Dialog, bessere Informationen und mehr Empathie von Seiten der Regierenden.
Das Marktforschungsunternehmen GfK (Nürnberg) hatte im Auftrag der BAT-Stiftung zwischen dem 29. November und 6. Dezember 2.000 repräsentativ ausgesuchte Erwachsene befragt.