München (epd). Die neue Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hält das Artensterben für „mindestens so dramatisch“ wie die Klimakrise. „Die Artenkrise wird der nächste große Kampf“, sagte Lemke der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag). „Sie bedroht unmittelbar unsere Lebensgrundlagen.“ Ziel müsse es sein, Klima und Artenvielfalt zugleich zu schützen. Dies könne gelingen, wenn vermehrt Wälder naturnah bewirtschaftet, Moore vernässt und Flussauen renaturiert würden, sagte Lemke.
Zugleich warnte sie davor, etwa Energiewende und Naturschutz gegeneinander auszuspielen. Zuletzt waren Forderungen laut geworden, Naturschutzregeln aufzuweichen, um schneller Windräder errichten zu können. Die Koalition sei „verdonnert dazu“, sowohl für Klima- als auch Artenkrise Lösungen zu finden. „Wir wissen ja auch, dass industrielle Landwirtschaft die größte Gefahr für die Artenvielfalt ist“, sagte Lemke. „Aber keiner würde sagen: Dann machen wir keine Landwirtschaft mehr.“
Lemke sprach sich zudem für ein „Recht auf Reparatur“ aus. „Viel zu oft wird doch ein Produkt nicht repariert, sondern einfach durch ein neues ersetzt“, sagte die Grünen-Politikerin. „Einfachste Reparaturen scheitern daran, dass Geräte verklebt oder mit Spezialschrauben versehen sind.“ Dies zu ändern, sei sozial und auch ökologisch ein Gewinn.
Zugleich verlangte die Bundesumweltministerin eine neue Debatte über den Überfluss. „Wir brauchen einen Diskurs darüber, dass Verbraucher derzeit überschwemmt werden mit Dingen, die sie gar nicht oder nur selten brauchen“, sagte sie. Menschen müssten mehr Möglichkeiten haben, ihren Konsum nachhaltiger zu gestalten. Es gehe allerdings nicht darum, ihnen vorzuschreiben, „was sie zu tun oder zu lassen haben“, sagte Lemke.