Potsdam (epd). Im Streit über die Gestaltung und Nutzung des historischen Standorts der Potsdamer Garnisonkirche und seiner Umgebung ist ein Durchbruch erzielt worden. Vertreter der Stadt, der evangelischen Garnisonkirchenstiftung und des bislang vom Abriss bedrohten Kultur- und Kreativzentrums neben der Baustelle des neuen Garnisonkirchturms hätten sich auf einen Kompromiss verständigt, hieß es bei der Vorstellung des Konzepts am Mittwoch in Potsdam. Im Mittelpunkt stehe ein „Haus der Demokratie“ auf dem Areal des früheren Kirchenschiffs, in dem unter anderem ein neuer Plenarsaal für die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung entstehen soll.
Der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung, der Berliner Altbischof Wolfgang Huber, sagte, das Konzept sei inhaltlich überzeugend. „Das ist das A und O“, sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): „Wir gehen diesen Weg aus Überzeugung.“ Der neue Ort solle für „zeitgemäßes verantwortliches Christsein“ stehen. Die geplante Nutzung durch die Stadtverordnetenversammlung sei Ausdruck gelebter Demokratie, der Kompromiss erfülle ihn als Demokraten und Christen „mit sehr viel Hoffnung“.
Ein neues Kirchenschiff soll, anders als von vielen Anhängern eines Wiederaufbaus der 1945 zerstörten und 1968 in der DDR abgerissenen Kirche gewünscht, nicht errichtet werden. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hatte bereits vor einiger Zeit entschieden, dass im Fall der Errichtung eines neuen Kirchenschiffs auch architektonisch ein Bruch mit der Geschichte erkennbar sein müsse.
Der einst für den Abriss gesprengte Kirchturm wird seit 2017 neu gebaut. Die evangelische Kirche will ihn für historische Aufklärung, Friedens- und Versöhnungsarbeit nutzen. Das gesamte Bauprojekt ist vor allem wegen der Geschichte der früheren preußischen Militärkirche unter anderem in der NS-Zeit umstritten, die Garnisonkirche gilt als Ort und Symbol antidemokratischer Kräfte. Hitler hielt dort 1933 eine Rede bei der Inszenierung der Eröffnung des Reichstags.
Das Gebäude des alten DDR-Rechenzentrums, in dem seit einigen Jahren das Kultur- und Kreativzentrum untergebracht ist, soll dem neuen Konzept zufolge nun anders als bisher geplant weitgehend erhalten werden. Das Gebäude mit einem großflächigen denkmalgeschützten Kunstwerk aus DDR-Zeiten steht zum Teil auf dem Areal des früheren Kirchenschiffs. Alle drei Bauwerke am Ort sollen künftig ein gemeinsames Forum bilden.
Sollte das Konzept angenommen werden, solle 2022 zunächst ein Raumprogramm entwickelt werden und danach ein Architektenwettbewerb folgen, sagte Schubert. Ziel sei, bis Ende 2023 die planerischen Grundlagen für das Bauvorhaben zu schaffen.