Frankfurt a.M., Yangon (epd). Seit dem Putsch vor fast zehn Monaten haben Militärgerichte in Myanmar Dutzende Todesurteile verhängt. Wie das Nachrichtenportal „Irrawaddy“ am Donnerstag berichtete, wurden allein zu Wochenbeginn 21 Kritikerinnen und Kritiker des Regimes zum Tode verurteilt. Weitere 29 Personen müssen demnach lebenslang ins Gefängnis. Die Zahlen wurden erst jetzt bekannt, weil die Verfahren hinter verschlossenen Türen stattfanden.
Die Urteile fielen in Stadtteilen der früheren Hauptstadt Yangon sowie in Mandalay, in denen die Militärjunta wenige Wochen nach dem Staatsstreich das Kriegsrecht ausgerufen hatte. Den zum Tode Verurteilten werden Morde an regimetreuen Beamten und Angriffe gegen die Militärregierung vorgeworfen. Die Menschen, die lebenslang hinter Gitter müssen, werden der Kollaboration mit regimekritischen Gruppen und der Regierung der nationale Einheit (NUG) bezichtigt. Der NUG gehören entmachtete Abgeordnete, führende Köpfe der Protestbewegung sowie Vertreterinnen und Vertreter ethnischer Minderheiten an.
Bereits bis Ende Oktober hatte die Junta mindestens 65 Menschen zum Tode verurteilen lassen. Laut der Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP) waren darunter auch zwei Minderjährige im Alter von 15 und 17 Jahren. Nicht bekannt ist bislang, ob die Urteile vollstreckt wurden. Seit 1988 wurde in dem südostasiatischen Land niemand mehr hingerichtet, die Todesstrafe jedoch beibehalten.
Seit dem Putsch vom 1. Februar versinkt Myanmar im Chaos. Laut AAPP wurden seitdem fast 1.300 Menschen bei Protesten getötet und mehr als 10.400 Personen festgenommen. Betroffene berichten von Einzelhaft, Folter und Misshandlungen. Mehr als 1.950 Menschen, die mit Haftbefehl gesucht werden, sind untergetaucht.