Stuttgart, Berlin (epd). Im Umgang mit Konvertiten im Asylverfahren braucht es nach Überzeugung der Juristin Johanna du Maire kultursensible und geschulte Richterinnen und Richter. In diesen speziellen Fällen sei kulturelles und religiöses Wissen nötig, sagte die Juristische Referentin beim Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union am Freitag bei einem Onlineforum der württembergischen Landeskirche zum Thema „Religiöse Konversion und Asylverfahren“. So müssten die Richterinnen und Richter wissen, aus welchem Kontext zum Christentum konvertierte ehemalige Muslime kommen und welcher Art von Christentum sie sich zuwenden.
Deshalb versuche die evangelische Kirche auch immer wieder, Fortbildungen und Gespräche für die entscheidenden Personen im Gericht und beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) anzubieten, sagte du Maire. Auch Dolmetscher bräuchten ein solches kulturelles und religiöses Wissen. Denn die Rolle der Dolmetscher sei in der Vergangenheit teilweise problematisch gewesen: Vor allem im Jahr 2015 habe es einen Mangel an farsisprechenden Dolmetschern gegeben, weshalb manche Verfahren aus dieser Zeit „extrem schlecht“ übersetzt seien. Dies habe zum Teil für die Betroffenen Folgen bis heute.
Mittlerweile sei die Qualität von Dolmetschern an den Gerichten und am Bundesamt für Migration und Flüchtlinge allerdings wesentlich besser, sagte du Maire. Es gebe keine verlässlichen Zahlen über die Zahl von Konvertiten in Asylverfahren. Die Hauptherkunftsländer von Geflüchteten, die zum Christentum konvertiert sind, seien vor allem Iran, Pakistan, Afghanistan und Irak.