Karlsruhe (epd). Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, sieht eine „moralische Pflicht“ zur Impfung in der Corona-Pandemie. Diese lasse sich auch theologisch begründen, sagte der Berliner Altbischof der in Karlsruhe erscheinenden Wochenzeitung des Erzbistums Freiburg, dem „Konradsblatt“. Er scheue sich nicht, „die Impfbereitschaft als klassischen Fall gelebter Liebe zu sich selbst, gelebter Liebe zum Nächsten und damit auch gelebter Liebe zu Gott zu bezeichnen“, sagte Huber.
Der 79-jährige evangelische Theologe und Sozialethiker kritisierte, dass Politik und Kirchen anfangs zu zurückhaltend für das Impfen geworben hätten. Es sei wichtiger, „das Ja zur Impfung unter die Leute zu bringen“ als über den Impfskeptiker und Fußballspieler Joshua Kimmich zu reden, sagte er. Impfverweigerer erhielten mehr Aufmerksamkeit als beruflich und ehrenamtlich Tätige, die die Millionen von Impfungen erst möglich gemacht hätten.
Huber war von 2003 bis 2009 EKD-Ratsvorsitzender und von 1994 bis 2009 Berliner Bischof. Die Internationale Martin Luther Stiftung zeichnet ihn am 20. November mit der Luther-Rose 2021 für gesellschaftliche Verantwortung aus.