Frankfurt am Main, Hamburg (epd). Der US-amerikanische Dirigent Kent Nagano (69) will jungen Menschen den Zugang zu klassischer Musik und Oper erleichtern. Zwar gebe es dafür „kein Geheimrezept“, sagte Nagano dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Alles, was wir versuchen können, ist Aufklärung und Bildung“. Das fehle heute oft.
„Wenn Menschen keinen Zugang finden, dann liegt es nicht an der Musik selbst, an Beethoven etwa oder Bach“, sagte Nagano, „es liegt daran, dass sie Werke nicht kennen und die Zugangsmöglichkeiten irgendwie nicht attraktiv genug sind.“ Nagano wird am 22. November 70 Jahre alt.
Wirklich wichtig sei die Qualität. Junge Leute seien sehr sensibel, was dies betreffe. „Sehr oft wird die nächste Generation unterschätzt“, sagte Nagano. Die größte Gefahr wäre ihm zufolge, das musikalische Niveau niedrig zu halten. Vielmehr müsse „höchste Qualität angestrebt werden“.
Der gebürtige Kalifornier zählt seit Jahrzehnten zu den weltweit bedeutenden und gefragten Dirigenten. Neben der Pflege klassischer Musik hat er zahlreiche Werke uraufgeführt. Seit 2015 ist er in Hamburg Generalmusikdirektor an der Staatsoper und Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters. Ein Höhepunkt in seiner Laufbahn war 2017 die Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie.
Nagano ist für seine Analysefähigkeit und seinen Perfektionswillen bekannt. „Man kann keine kreative Person sein ohne den Gedanken, dass Kompromisse ein Feind sind“, sagte er im epd-Gespräch. „Am Ende sind wir alle nicht perfekt, leider, aber das Ziel Perfektion bleibt, auch wenn wir nicht wissen, ob wir das erreichen. Aber ohne diesen Versuch werden wir uns niemals weiterentwickeln.“