Baden-Baden (epd). Die evangelische Landeskirche in Württemberg erwartet von der neuen EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus einen etwas anderen Stil als von ihrem Vorgänger Heinrich Bedford-Strohm. Kurschus werde gesellschaftliche Fragen stärker vor dem Horizont der theologischen Begründung bearbeiten, sagte Landesbischof Frank Otfried July am Mittwoch im Radioprogramm SWR2. Die Kirche müsse sich zwar nicht tagespolitisch äußern, aber Stellung beziehen zu drängenden gesellschaftlichen Fragen wie der Lage Geflüchteter, Klimawandel, Rassismus und Antisemitismus, Sterbehilfe oder Hatespeech.
July wies darauf hin, dass Kurschus das Aufarbeiten sexualisierter Gewalt in der Kirche zur Chefinnen-Sache machen werde. In den Landeskirchen bemühe man sich schon seit längerem darum. Das Thema sei vorrangig, „auch um Vertrauen und Glaubwürdigkeit wiederzugewinnen oder neu zu befestigen“, sagte der Landesbischof. Um dem zunehmenden Mitgliederschwund zu begegnen, habe seine Landeskirche Pfarrer gebeten, Menschen anzurufen, die ausgetreten seien. „Wir wollten nur wissen, was die Menschen bewogen hat und ziehen daraus jetzt Schlüsse“, sagte July.