Bremen (epd). Die Synode hat am Dienstag den neuen Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt und dabei erkennen lassen, wen sie sich als oberste Repräsentantin der deutschen Protestanten wünscht. Die westfälische Präses und bisherige Vize-Ratsvorsitzende Annette Kurschus erreichte am Dienstagmorgen als einzige Kandidatin im ersten Wahlgang die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit, um in das Gremium einziehen. Damit könnte die 58-Jährige bei der Wahl am Mittwoch Nachfolgerin des bisherigen EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm werden. Das zehn Stunden andauernde Wahlprocedere für den Rat der EKD wurde bis zum Abend für andere Kandidatinnen und Kandidaten zur Nervenprobe.
Erst nach dem neunten Wahlgang waren alle Plätze in dem kirchlichen Leitungsgremium besetzt. Ihm werden künftig acht Frauen und sieben Männer angehören. Vier der Mitglieder sind leitende Geistliche: Neben Kurschus wurden die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs (60), der sächsische Landesbischof Tobias Bilz (57) und der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung (61) gewählt. Bilz ist unter ihnen das einzige neue Ratsmitglied.
Insgesamt gehörten neun der Gewählten bereits dem vorhergehenden Rat der EKD an, der die Vielfalt der Protestanten in Deutschland repräsentieren soll, über aktuelle Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft berät und sich öffentlich zu Wort meldet. Dazu gehören der Pharma-Manager Andreas Barner (68), die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese (54) und die hannoversche Kirchenamtspräsidentin Stephanie Springer (54).
Auch der Bochumer Jura-Professor Jacob Joussen (50), der Pfälzer Dekan Michael Diener (59) und der CDU-Politiker Thomas Rachel (59) sind wiedergewählte, erfahrene Ratsmitglieder. Neben Bischof Bilz sind die norddeutsche Pastorin Josephine Teske (36), die bisherige stellvertretende Referatsleiterin im Auswärtigen Amt, Silke Lechner (geboren 1974), die Verfassungsrechtlerin Anna von Notz (geboren 1984) und der Religionspädagogikprofessor Michael Domsgen (geboren 1967) neu in dem Gremium. Der Berliner Bischof Christian Stäblein (54) verfehlte das erforderliche Quorum.
Kurschus steht seit 2012 an der Spitze der westfälischen Landeskirche, die derzeit 2,2 Millionen Mitglieder hat. Die Hamburger Bischöfin Fehrs könnte Anwärterin auf den stellvertretenden Ratsvorsitz sein. Sie wurde im zweiten Wahlgang mit einem sehr gutem Ergebnis in den Rat gewählt. Fehrs wurde 2011 ins Amt der Hamburger Bischöfin eingeführt und in diesem Jahr wiedergewählt. Sie gehörte zudem bislang dem Beauftragtenrat zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in der EKD an, dessen Sprecherin sie von 2018 bis 2020 war.
Der Rat der EKD hat insgesamt 15 Mitglieder und wird für sechs Jahre gewählt. Qua Amt gehört die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, dem Gremium an. Insgesamt 22 Kandidatinnen und Kandidaten bewarben sich am Dienstag um einen Sitz im Rat der EKD, zwei zogen im Tagesverkauf ihre Kandidaturen zurück, als absehbar wurde, dass diese aussichtslosn sind. Wahlberechtigt waren die 128 Mitglieder der EKD-Synode und die Vertreter der 20 Landeskirchen in der Kirchenkonferenz. Sie wählen am Mittwoch auch die Nachfolge für Bedford-Strohm im Ratsvorsitz.