Die Männerarbeit der EKD fordert im Vorfeld der EKD-Synode, die das Thema "Schutz vor sexualisierter Gewalt" auf der Tagesordnung hat, eine geschlechtersensible Position im Hinblick auf Prävention, Intervention und Unterstützung Betroffener. "Bisher spielt die Geschlechterfrage und der geschlechtsspezifische Blick auf die Betroffenheiten in den Materialien und in den kirchlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsmedien keine Rolle" heißt es im Wortlaut. "Daher möchten wir die Mitglieder des Beauftragtenrates, die potentiellen neuen Mitglieder des Betroffenenbeirates sowie das Kollegium der EKD-Fachstelle Sexualisierte Gewalt ermutigen, die geschlechtsspezifische Perspektive in den Standards für die Prävention, die Beratung und die Unterstützungsleistungen zu schärfen und den notwendigen Genderblick auch bewusst auf die Jungen* und Männer* zu richten."
Alle Geschlechter seien von sexualisierter Gewalt betroffen, die Perspektive betroffener Jungen* und Männer* finde jedoch wenig Gehör. Dabei brauche es für sie spezifische Beratungs-, Hilfs- und Unterstützungsangebote. Gerd Kiefer, Vorsitzender der Männerarbeit: "Jungen und Mädchen werden in ihrer Verletzbarkeit unterschiedlich wahrgenommen. Doch das unmittelbare Leid, das sexuelle Gewalt verursacht, ist geschlechterunabhängig." Martin Rosowski, Geschäftsführer Ev. Zentrum Frauen und Männer und Leiter des Fachbereichs Männer: "Im Bereich der Prävention stellt die Prävalenz gesellschaftlicher Stereotype von Männlichkeit und die damit verbundene Tabuisierung des männlichen Opfers ein Hindernis dar und trägt dazu bei, dass Jungen fälschlicherweise als weniger verletzbar und weniger gefährdet gesehen werden. Teil der Präventionsarbeit muss daher auch die Überwindung solcher Stereotype hin zur Vielfalt von Männlichkeiten sein."
Die Verantwortlichen im kirchlichen Handlungsfeld werden in der Stellungnahme aufgefordert "Räume zu schaffen, in denen Grenzverletzungen und Missbrauch geschützt besprochen werden können". Die Aufarbeitungsstudie des ForuM, deren Ergebnisse 2023 erwartet werden, müsse ebenfalls in ihren "Fragestellungen nach der Praxis der Aufarbeitung, der Sichtweise der Betroffenen sowie nach dem empirischen Gesamtbefund die Situation betroffener Jungen* und Männer*" in den Fokus ihres Erkenntnisinteresses nehmen.