Bremen (epd). Der scheidende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat eindringlich zum Impfen gegen das Coronavirus aufgerufen. Er appelliere an alle, „die jetzt noch zögern: Geben Sie sich einen Ruck. Auch um Ihrer selbst willen! Das Risiko, dass Sie selbst an Covid-19 schwer erkranken, ist bei weitem höher als jedes Impfrisiko“, sagte Bedford-Strohm am Sonntag vor der digital tagenden EKD-Synode.
Die erdrückende Mehrheit der schwer Erkrankten seien Ungeimpfte, sagte der bayerische Landesbischof. Wer sich jetzt endlich dazu durchringe, sich impfen zu lassen, helfe sich selbst, „uns allen, aber ganz besonders den Kindern und den Menschen, die sich nicht impfen lassen können“.
Zugleich sagte Bedford-Strohm, Menschen, die sich bislang gegen eine Impfung entschieden haben, dürften nicht alle in einen Topf geworfen, nicht allen dürfe gleichermaßen ein „Egoismus-Etikett“ aufgeklebt werden. Doch sei es legitim, Ungeimpfte anders zu behandeln. „Wer sich gegen eine Impfung entscheidet, stellt nach der klaren wissenschaftlichen Erkenntnis ein deutlich höheres Risiko für andere dar“, sagte der Theologe. Deswegen sei es legitim, wenn der Staat durch entsprechende Maßnahmen andere schützt.
Die Verteilung des Impfstoffs weltweit nannte Bedford-Strohm extrem ungerecht. Die Impfrate in Afrika liege noch immer erst knapp über fünf Prozent. Um ärmere Länder mit Impfstoffen zu versorgen, müsse ausreichend Geld zur Verfügung gestellt werden. Es sei ermutigend, dass inzwischen Pläne der Unternehmen Biontech aus Mainz und Moderna aus den USA fortgeschritten seien, in Afrika eigene Produktionsstätten zu errichten.
Die Synodentagung der EKD war am Morgen mit einem Gottesdienst im Bremer Dom St. Petri eröffnet worden. Die 128 Synodalen beraten bis Mittwoch digital, weil ein Teilnehmer einer vorbereitenden Gremiensitzung positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Am Dienstag und Mittwoch werden der Rat der EKD als Leitungsgremium neu gewählt und der Ratsvorsitz neu vergeben. Bedford-Strohm stellt sich nach sieben Jahren an der EKD-Spitze nicht erneut zur Wahl.