Glasgow (epd). Mit eindringlichen Appellen zum verstärkten Kampf gegen die Erderwärmung hat am Sonntag der 26. Klimagipfel der Vereinten Nationen in Glasgow begonnen. Der britische Konferenzpräsident Alok Sharma sagte zur Eröffnung, die Folgen des Klimawandels seien bereits unübersehbar. Dazu zählten Fluten, Zyklone, Brände und Rekordtemperaturen. Er mahnte zum Handeln, zeigte sich aber zugleich zuversichtlich, dass die Verhandlungen in Glasgow Fortschritte bringen können. „Wir werden gemeinsam Erfolg haben oder gemeinsam scheitern“, sagte er.
Der zweiwöchige Gipfel im Glasgow findet wegen der Corona-Pandemie mit einem Jahr Verspätung statt. In dieser Zeit habe der Klimawandel keine Pause gemacht, sagte Sharma. Er verwies auf den jüngsten Bericht des Weltklimarates, wonach kein Zweifel mehr besteht, dass der Klimawandel von Menschen verursacht ist.
Im Mittelpunkt der zweiwöchigen Beratungen von Delegierten aus mehr als 190 Ländern steht die weitere Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, das die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad begrenzen soll. Die Chefin des UN-Klimasekretariats, Patricia Espinosa, sagte: „Lassen Sie Glasgow den Beginn einer neuen Ära sein.“ Es gehe beim Kampf gegen die Erderwärmung nicht nur um die Umwelt, sondern um globalen Frieden und Stabilität.
Die Menschheit stehe vor einer klaren Wahl, betonte Espinosa: „Entweder wir entscheiden uns für eine schnelle und umfassende Minderung von Treibhausgasemissionen, um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken - oder wir akzeptieren, dass die Menschheit auf diesem Planeten einer düsteren Zukunft entgegensieht.“ Sie betonte auch, dass die ärmsten Länder der Welt dringend mehr finanzielle Unterstützung bräuchten, um sich an die Folgen der Erderwärmung anzupassen.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) erklärte in Berlin, in Glasgow gehe es darum, offene Fragen zu den Regeln der internationalen Zusammenarbeit beim Klimaschutz zu vereinbaren. Wenn dies gelinge, könne dies eine neue Phase der Kooperation einleiten. Sie hob hervor, dass die EU, die USA und andere Länder sich neue, ehrgeizige Klimaziele gesetzt hätten. „Einige große Volkswirtschaften müsse nun folgen und ebenfalls ehrgeizigere Pläne verkünden“, sagte sie unter anderem mit Blick auf die großen Schwellenländer China und Indien.
Der scheidende Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte, die Weltklimakonferenz müsse einen „Schutzschirm für die Ärmsten und Verwundbarsten aufspannen“. Die Industrieländer müssten ihre Zusage einhalten, jährlich 100 Milliarden Dollar an öffentlichen und privaten Mitteln als Klima-Hilfen für arme Staaten bereitzustellen. Nach OECD-Berechnungen ist dieser Wert noch nicht erreicht. Die finanzielle Unterstützung armer Staaten im Kampf gegen die Erderwärmung ist eines der zentralen Themen des Gipfels.
Auf der Tagesordnung steht auch eine Bewertung der freiwilligen nationalen Klimaziele bis 2030, die die Staaten vor der Konferenz eingereicht haben. Nach einem jüngst veröffentlichten UN-Fortschrittsbericht reichen die bisherigen Zusagen allenfalls aus, um den Temperaturanstieg auf 2,7 Grad zu begrenzen. Außerdem wollen die Klimadiplomaten über Transparenzregeln, Berichtspflichten und die Ausgestaltung eines internationalen Handels mit CO2-Emissionsrechten verhandeln.