Genf, Kabul (epd). Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat mehr Entgegenkommen der Staaten bei der Familienzusammenführung von afghanischen Flüchtlingen gefordert. Viele Flüchtlinge aus Afghanistan hätten noch immer Familienangehörige in ihrem Heimatland oder in der Region, erklärte eine Sprecherin der UN-Organisation, Shabia Mantoo, am Freitag in Genf.
Flüchtlinge wendeten sich voller Verzweiflung an die UNHCR-Büros, um sich über das Schicksal ihrer Familienangehörigen in dem Land am Hindukusch und in der Region zu erkundigen. Staaten, in denen Flüchtlinge aus Afghanistan Schutz gefunden hätten, sollten die Verfahren für die Zusammenführungen von Familien vereinfachen und beschleunigen, sagte Mantoo.
Das Prinzip der Familieneinheit sei durch das Völkerrecht geschützt. Staaten müssten es beachten. Viele Afghaninnen und Afghanen seien bei der Zusammenführung mit großen bürokratischen Hürden konfrontiert, für deren Überwindung unvertretbar hohe Kosten und lange Wartezeiten anfielen. Zudem verlangten Länder Dokumente, die Flüchtlinge nicht beschaffen könnten. Einige wenige Länder hätten jedoch zügige Prozeduren eingeführt, um afghanische Familien zusammenzuführen.
Das UNHCR hielt fest, dass es nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban nicht zu einer Massenflucht aus Afghanistan gekommen sei. Das Hilfswerk müsse die Realitäten in Afghanistan akzeptieren und sich mit den Taliban arrangieren. Die Taliban hatten im vergangenen August die Macht an sich gerissen. Während die ausländischen Truppen das Land verließen, helfen UN-Agenturen und ihre Partner weiter der Bevölkerung.
In Afghanistan irren laut den UN rund 3,5 Millionen Kinder, Frauen und Männer als Binnenflüchtlinge umher. Weitere Millionen Menschen waren schon vor der Machtübernahme der Taliban aus dem Land geflüchtet und harren in der Region aus.