Schulze: Deutschland muss mehr Wälder, Auen und Moore renaturieren

Schulze: Deutschland muss mehr Wälder, Auen und Moore renaturieren
In China wird bei einer internationalen Konferenz um den Schutz der Artenvielfalt gerungen. Auch in Deutschland gibt es noch viel zu tun. Schulze nennt wichtige Aufgaben der Zukunft, die sie gerne selbst - als Ministerin - erfüllen würde.

Berlin (epd). Die Renaturierung von Wäldern, Mooren und Auen muss nach den Worten von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) mit in den Fokus der nächsten Bundesregierung rücken. Die Wälder müssten naturnäher werden und Flüssen müsse mehr Raum gegeben werden, sagte sie in Berlin vor dem virtuellen Beginn der UN-Artenschutzkonferenz, die im kommenden Frühjahr im chinesischen Kunming fortgesetzt werden soll. Bei den Schutzgebieten könne Deutschland besser werden.

Notwendig sei zudem eine Änderung der Landwirtschaftspolitik, die derzeit Teil des Problems und nicht der Lösung sei. Bei der Finanzierung sollten künftig jene Landwirte profitieren, die sich beispielsweise um Insektenschutz und abwechslungsreiche Landschaften kümmerten. Umweltschädliche Subventionen müssten wiederum abgebaut werden.

Die Weltbiodiversitätskonferenz sollte am Montag beginnen und bis Freitag zunächst im Internet veranstaltet werden. Der zweite Teil ist in Präsenz vom 25. April bis 8. Mai 2022 in Kunming geplant. Die Konferenz soll mit der Verabschiedung eines Artenschutzabkommens enden.

Mit Blick auf die aktuellen Ampel-Sondierungsgespräche zwischen SPD, Grünen und FDP äußerte sich Ministerin Schulze optimistisch, dass Deutschland künftig international mehr Geld in den Schutz der Artenvielfalt stecken wird. Deutschland sei mit aktuell rund 800 Millionen Euro im Jahr bereits einer der größten Geber, sagte sie. Und die SPD wolle, dass die zugesagten Mittel verdoppelt würden. Bei der Regierungskonstellation, die sich derzeit abzeichne, gebe es gute Chancen für weitere Mittel. Sie selbst würde gerne als Umweltministerin weitermachen, antwortete sie auf eine entsprechende Frage vor Journalisten.

Der Generaldirektor des Berliner Museums für Naturkunde, Johannes Vogel, kritisierte die deutsche Landwirtschaft scharf. Der „Treppenwitz“ sei: „Die Natur in Berlin ist reicher als rundherum.“ Städte wie Berlin seien also Rückzugsräume für Natur geworden, weil rundherum die Agrarsteppe herrsche.

Auch die Bürgerinnen und Bürger nahm Vogel in die Pflicht und prangerte den hohen Fleischkonsum in Deutschland an. Das Verhalten aller müsse sich ändern, betonte er. Dies müsse bei Koalitionsverhandlungen für eine neue Regierung besprochen werden. Der Biologe warnte die Politik davor, ähnlich wie beim Klimawandel erst Jahrzehnte nach der erfolgten wissenschaftlichen Erkenntnis darauf zu reagieren, und wies auf die Bedeutung der Artenvielfalt hin: „Der Klimawandel beeinflusst, wie wir als Menschen auf dieser Erde leben werden, der Erhalt der Netze des Lebens, der Vielfalt des Lebens, bestimmt, ob wir auf dieser Erde leben werden können.“

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) verlangte, dass die künftige Regierung mit gutem Beispiel vorangeht und biodiversitäts- und klimaschädliche Handelsverträge wie das Mercosur-Abkommen umgehend stoppt. Das Abkommen soll den Handel zwischen der EU und den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay erleichtern. Naturschützer befürchten dramatische Auswirkungen. So wird etwa Regenwald am Amazonas in erster Linie gerodet, um mehr Flächen für Landwirtschaft und Viehzucht zu gewinnen.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz mahnte mehr Achtsamkeit an. Mit den Naturressourcen müsse im täglichen Leben bewusster und sorgsamer umgegangen werden, erklärte der für Umweltfragen zuständige Münsteraner Weihbischof Rolf Lohmann. Dabei gehe es um die Suche nach naturfreundlichen Lösungen, etwa bei der Ernährung, in der Mobilität oder bei der Flächennutzung. Das gelte auch für die kirchliche Praxis.