Wiesbaden (epd). Daten des Statistischen Bundesamtes untermauern die von Fachleuten geäußerte Vermutung, dass während der strikten Kontaktbeschränkungen und des Home-Schoolings in der Corona-Pandemie Gefahren für Kinder im häuslichen Umfeld unbemerkt geblieben sind. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte, wurden von Schulen und Kindertagesstätten im Frühjahr 2020 deutlich weniger Kinderschutzfälle gemeldet als im Jahr zuvor. Insgesamt jedoch sei die Zahl der Fälle von 2019 auf 2020 um elf Prozent auf 127.108 gestiegen.
Im Corona-Jahr 2020 stellten die Jugendämter in Deutschland demnach bei 60.551 Kindern und Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung fest. Bei weiteren 66.557 Minderjährigen seien die Behörden zu dem Ergebnis gekommen, dass zwar keine Kindeswohlgefährdung, aber Hilfe- oder Unterstützungsbedarf vorlag.
Auffällig sei der Rückgang der Meldungen aus den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, hieß es. So meldeten die Schulen in Deutschland im April 2020 674 Fälle. Im April 2019 waren es 1.435. Im Mai 2020 stieg die Zahl der von Schulen gemeldeten Kinderschutzfälle wieder etwas an auf 729, war aber weiterhin nur etwa halb so hoch wie im Mai des Vorjahres, als 1.433 Fälle gemeldet wurden.
Während die Kindertagesstätten im März 2020 laut Bundesamt noch 422 Kinderschutzfälle gemeldet haben, waren es im April nur 267. Sowohl gegenüber dem Vormonat, als auch im Vergleich zum April des Vorjahres (408 Fälle), fiel der Wert damit um über ein Drittel niedriger aus. Im Mai war der Unterschied dann zwar etwas geringer (2019: 393 Fälle, 2020: 275 Fälle). Im Juni 2020 überschritten die Fallzahlen den Vorjahreswert dann deutlich mit 419 zu 352.