Berlin, Köln (epd). Nach der UN-Geberkonferenz für Afghanistan haben Hilfswerke auf das Problem von Geldtransfers in das Land verwiesen. Das Ergebnis der Konferenz sei ein Hoffnungsschimmer, sagte die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, Dagmar Pruin, am Dienstag dem Inforadio des RBB. Nun brauche es aber Möglichkeiten, damit die Hilfsgelder ins Land gelangen könnten. Da der internationale Bankenverkehr zusammengebrochen sei, könne man derzeit aus dem Ausland kein Geld nach Afghanistan überweisen. Bei der Konferenz am Montag waren Mittel von insgesamt mehr als eine Milliarde US-Dollar (über 850 Millionen Euro) in Aussicht gestellt worden.
Auch der Leiter des Caritas-Büros in Kabul, Stefan Recker, sieht im mangelnden Zugang zu Geld das derzeit größte Problem für die Hilfe in Afghanistan. Die Staatsbank Afghanistans habe keinen Zugang zu Devisen, alle Devisen des Landes seien in Amerika geparkt, sagte Recker im ARD-„Morgenmagazin“ in Köln. Zudem gebe es die Sanktionen gegen die Taliban. Diese Situation müsse entschärft und das Banken- und Liquiditätsproblem gelöst werden, betonte Recker. Man könne schlicht die notwendigen Sachen in Afghanistan nicht kaufen. Besonderer Bedarf bestehe bei Nahrung, Zelten und Decken.
Um das Geld- und Bankenproblem zu lösen, müssten die EU Druck ausüben auf die USA, sagte Recker, der sich derzeit in Deutschland aufhält. „Es ist eine schlechte Situation, denn ohne Geld können wir nichts machen.“
Die Caritas hoffe, so bald wie möglich zurückzukehren nach Afghanistan. Im Moment sei das aber eine Sicherheitsfrage, sagte Recker. Auch Pruin betonte angesichts der Lage, wie wichtig es sei, für die Sicherheit der Helfer im Land zu sorgen. In der aktuellen Situation gebe es dafür keine Garantien.
Mitte August hatten die radikalislamischen Taliban die Macht in Afghanistan übernommen. Dadurch verschlimmerte sich die humanitäre Krise in dem seit Jahrzehnten politisch instabilen Land weiter. Die Menschen in Afghanistan leiden auch unter Dürren, Seuchen wie Covid-19 und Korruption.