Berlin (epd). Vor dem Start einer bundesweiten Impfaktionswoche hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut an die Menschen appelliert, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Nur eineinhalb Jahre nach dem ersten Auftauchen des Virus in Deutschland sei heute ausreichend zuverlässiger und wirksamer Impfstoff vorhanden, sagte Merkel am Sonntag in ihrem wöchentlichen Video-Podcast. „Ich bitte Sie daher: Schützen Sie sich selbst und andere. Lassen Sie sich impfen. Jetzt“, sagte die Kanzlerin. Die Bundesärztekammer plädierte dafür, die Menschen zielgruppenspezifischer anzusprechen und für die Impfungen zu werben.
Merkel erklärte, dass seit Beginn der Pandemie in Deutschland mehr als vier Millionen Menschen an dem Virus erkrankt und mehr als 90.000 daran gestorben seien. Die Zahlen stünden für „enormes Leid und tiefe Trauer“. Hinzu komme, dass viele Bürgerinnen und Bürger auch nach einer Infektion noch an Spätfolgen litten. Es sei ein „Riesenerfolg“, dass inzwischen mehr als 55 Millionen Menschen in Deutschland Impfangebote wahrgenommen hätten und mehr als 50 Millionen von ihnen sogar vollständig geimpft seien.
Die Bundesregierung will in der kommenden Woche noch einmal verstärkt für die Corona-Schutzimpfung werben. Bundesweit soll es an vielen Orten möglichst niedrigschwellige Impfangebote geben, beispielsweise in Einkaufszentren.
Die Zahl der täglich verabreichten Impfdosen geht seit Ende Juni kontinuierlich zurück, obwohl bei vielen Menschen eine Schutzimpfung noch aussteht. Das RKI geht davon aus, dass eine Herdenimmunität erreicht wird, wenn 85 Prozent der Zwölf- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der über 60-Jährigen geimpft sind. Dann wären auch diejenigen geschützt, die sich nicht impfen lassen können oder bei denen die Impfung nicht wirkt.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sprach sich mit Blick auf ausstehende Corona-Impfungen dafür aus, die Menschen zielgruppenspezifischer anzusprechen. „Nur dann können wir ein gutes Stück vorankommen“, sagte Reinhardt der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag). „Ob die genannten Zielquoten erreicht werden, bleibt offen.“
Indessen ist das Interesse an Corona-Auffrischimpfungen nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung bislang gering. Es gebe derzeit weder besonders viele Ärzte, die dritte Impfungen anböten, noch sei in der Bevölkerung der Bedarf nach einer weiteren Dosis groß, sagte der Vorsitzende Andreas Gassen der „Welt am Sonntag“. Grund sei vermutlich vor allem die Tatsache, dass die Ständige Impfkommission noch keine Empfehlung ausgesprochen habe.
Der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, äußerte sich dagegen optimistisch, dass die Auffrischimpfungen an Fahrt aufnehmen werden. Die Menschen überlegten sich diesen Schritt nun in Ruhe und ohne Druck, sagte er der „Welt am Sonntag“.
In den meisten Bundesländern werden seit Anfang September Auffrischimpfungen gegen Covid-19 angeboten. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts erhielten bis zum Wochenende gut 162.000 Menschen eine Booster-Impfung (Stand Freitag).